Die Angriffe der Türkei und ihrer Milizen auf die nordsyrische Kleinstadt Ain Issa dauern an. Die Söldner der von Ankara organisierten sogenannten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA) stoßen auf heftigen Widerstand, bisher konnte jeder Angriff abgewehrt werden. Russland und das syrische Regime schweigen angesichts der Besatzungsversuche. Dieses Schweigen deutet in den Augen vieler darauf hin, dass Russland den Angriffen mindestens zugestimmt hat.
Widerstand zerschlägt Attacken
Während die türkische Armee die Umgebung der seit Oktober 2019 besetzten Stadt Girê Spî (arab. Tall Abyad) und das Zentrum von Ain Issa mit Artilleriegranaten beschießt, versucht die vermeintliche SNA am Boden vorzurücken. Am häufigsten werden das Stadtzentrum Ain Issas sowie Dörfer im Umland und die Schnellstraße M4 angegriffen. Angeführt werden die Attacken an drei Fronten von Milizen wie Ahrar al-Sharqiya, Furqat al-Hamza, der Sulaiman-Schah-Brigade und der Sultan-Murad-Brigade. Die türkische Luftwaffe leistet Unterstützung mit Aufklärungsdrohnen, da der Luftraum sich weiterhin unter der Kontrolle der internationalen Anti-IS-Koalition befindet. Währenddessen werden neue Söldner und Soldaten in die Region verlegt. Die SNA bereiten immer neue Angriffe vor und werden von der Türkei auch mit schweren Waffen ausgestattet.
Protestwache in Ain Issa
Im Zentrum von Ain Issa errichteten die Bewohner*innen der Euphrat-Region ein Protestzelt gegen die Angriffe. Das mit vielen Menschen aus Raqqa, Minbic, Tabqa und Kobanê besetzte Zelt befindet sich direkt vor einer russischen Basis.
Russland ignoriert Angriffe
Die Gespräche zwischen Ankara und Moskau über Ain Issa und die anderen Regionen dauern derweil an. Die Türkei verlangt die Einstellung der Verteidigung der Region durch die QSD und eine gemeinsame Patrouille mit russischen Truppen zwischen Ain Issa und Til Temir. Die QSD lehnen jede dieser Forderungen ab. Während diese Treffen weiter stattfinden, hat Russland als Garantiemacht bisher keinerlei Protest gegen die Angriffe eingelegt. Die Granaten schlagen 300 bis 400 Meter vor der russischen Basis in Ain Issa ein. In den Gesprächen zwischen den QSD und Moskau ist klar geworden, worum es eigentlich geht: Russland benutzt die Türkei und ihre Milizen als Druckmittel.
Regime will Kontrolle über Ain Issa
Russland will offenbar, dass die gesamte Region und insbesondere Ain Issa unter die Kontrolle des syrischen Regimes gestellt wird. Ansonsten würden die Angriffe der Türkei nicht gestoppt, wird signalisiert. Die Führung in Moskau kommt somit ihrer Verantwortung als Garantiemacht des Waffenstillstands nicht nach und lässt die Besatzungstruppen gewähren, um die eigene Macht und die des Regimes auszuweiten.
QSD-Sprecher Kino Gabriel hat am Wochenende das Gerücht dementiert, wonach die Demokratischen Kräfte Syriens die Stadt Ain Issa der syrischen Regierung überlassen würden. Die QSD erwidere die türkischen Angriffe im Rahmen ihres Rechts auf Selbstverteidigung.