Turkmenischer Fotograf: Wir wollen die Türkei hier nicht

Imad Musa aus der nordsyrischen Stadt Minbic steht aufgrund seiner Fotografien auf der Todesliste des IS und erklärt: „Der IS und das türkische Militär sind eins, wir wollen nicht, dass der türkische Staat hier unser freies Leben angreift.“

Der professionelle Fotograf Imad Musa wurde in der Zeit der Herrschaft des IS in der nordsyrischen Stadt Minbic seiner Rechte beraubt und schwebte in Lebensgefahr. Er versuchte in die Türkei zu fliehen, wurde jedoch an der Grenze ins IS-Gebiet zurückgewiesen. Heute lebt er wieder in Minbic und kann dort seinem Beruf frei nachgehen.

Imad Musa ist Turkmene aus Minbic. Mit seinen Fotografien hat er dokumentiert, was unter der Herrschaft der Baathisten, der FSA und des IS in der Region geschah. Gegenüber ANF erzählt er, wie es der turkmenischen Bevölkerung erging, als die Stadt noch vom syrischen Baath-Regime kontrolliert wurde: „Es gab für uns keine Freiheit. Wir lebten unter der arabischen Kultur und mussten alles auf Arabisch tun.“

Die Unterdrückung hat sich nach der Machtübernahme des IS vervielfacht, sagt Musa: „Ich war Fotograf in Minbic und der IS verbot das Fotografieren. Ich war daraufhin arbeitslos, habe aber heimlich weitergearbeitet. Der IS hat meinen Cousin gefangengenommen. Sie haben ihn in Tabqa eingesperrt und gegen Lösegeld wieder freigelassen. In der Zeit, als sie meinen Cousin freiließen, haben sie begonnen mich zu suchen.“ 

Ich war arbeitslos und musste mich verstecken

Über seinen Fluchtversuch in die Türkei berichtet er: „Wir gingen bei Cerablus an die Grenze. Die türkischen Soldaten drohten uns ‚Haut ab oder wir werden den IS-Kommandanten rufen‘. Es gab eine Zusammenarbeit zwischen ihnen und das sagte der türkische Kommandant ganz offen. Deswegen konnten wir die Grenze nicht passieren, wir mussten umkehren und uns verstecken. Um nicht gefangen genommen zu werden, ging ich niemals aus dem Haus und war arbeitslos.“

Wir können uns selbst verwalten

Zu den türkischen Plänen für Minbic erklärt der Fotograf: „Die Türkei hat uns nur Terror gebracht, nichts anderes. Wir werden weiter im von uns befreiten Minbic leben. Wir haben ein Selbstvertrauen in unser Leben entwickelt. Ich fühle mich nun endlich als Mensch. Diese demokratische Entwicklung gibt allen ihr Recht. Heute gehen die Kinder in die Schulen. Wir konnten das nicht. Wir sind jetzt als Turkmenen anerkannt und können mit unserer Sprache und mit unserer Kultur leben. Im jetzigen System gibt es Vertreter jeglichen Ursprungs. Nicht nur Turkmenen, auch Araber, Tscherkessen, Kurden, jeder ist in der Selbstverwaltung vertreten. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem türkischen Militär und dem IS, sie sind eins. Ich möchte an die Welt appellieren, schützt uns vor der Türkei. Wir wollen hier frei leben.“