Til Temir: Militärrat verhindert Infiltrierungsversuch
Der Militärrat von Til Temir hat einen Infiltrierungsversuch von Dschihadisten in der Ortschaft Umm al-Keyf vereitelt. Das Ziel war offenbar der Getreidesilo.
Der Militärrat von Til Temir hat einen Infiltrierungsversuch von Dschihadisten in der Ortschaft Umm al-Keyf vereitelt. Das Ziel war offenbar der Getreidesilo.
Der Militärrat der vorwiegend christlich besiedelten Stadt Til Temir im nordöstlichen Syrien hat am Montag einen Infiltrierungsversuch von Dschihadisten in der Ortschaft Umm al-Keyf verhindert. Dabei sei es auf Grundlage der legitimen Selbstverteidigung zu einem kurzzeitigen Gefecht zwischen den Kämpferinnen und Kämpfern des Militärrats und den Islamisten der selbsternannten SNA („Syrische Nationale Armee“), dem Proxy-Invasionskorps der Türkei, gekommen. Daraufhin zogen sich die Besatzungstruppen zurück.
Das Ziel des Infiltrierungsversuchs war offenbar der Getreidesilo in Umm al-Keyf. Der Ort liegt rund fünf Kilometer westlich vom Zentrum Til Temirs. Die Dschihadisten näherten sich aus den Dörfern Qasimiya und Rashidiya. Der Vorfall fällt mit den eskalierenden Angriffen der Besatzungstruppen auf die Kleinstadt Ain Issa zusammen. Zudem hat die Türkei ihr Truppenkontingent in ihrer illegalen Besatzungszone in Nordsyrien verstärkt. Insgesamt 241 Angehörige der JÖH (Jandarma Özel Harekat), einer paramilitärischen Spezialeinheit der türkischen Militärpolizei, sind heute aus Semsûr (türk. Adıyaman) in Nordkurdistan abgezogen und nach al-Bab verlegt worden. Die 35 Kilometer nordöstlich von Aleppo liegende Stadt steht bereits seit Februar 2017 unter türkischer Besatzung.
Die Geschichte von Til Temir
Entlang des Khabur-Tals im Nordosten Syriens erstreckt sich der Fluss Khabur. Hier, wo die Stadt Til Temir (kurdischer Name: Girê Xurma), ein Spiegelbild des Bevölkerungsmosaiks Syrien liegt, ließen sich 1933 die Nestorianer – Assyrer aus Colemêrg (türk. Hakkari) –, die während des Genozids an den Christen im Osmanischen Reich zwischen 1914 und 1918 in den Nordirak geflohen waren, nieder. Das Siedlungsgebiet bekamen sie vom Völkerbund in Genf zugesprochen. Ihrem zweiten Exodus ging das Massaker von Simele voraus: etwa 9000 Assyrer, vor allem Männer und Jugendliche, wurden in verschiedenen Dörfern in der Region Dihok ermordet. Das besonders betroffene Dorf Simele wurde Namensgeber dieses Genozids. Dort starben unter der Führung des irakischen Militärs etwa 350 Menschen.
Die Assyrer aus Colemêrg gründeten im flachen Tal des Khabur 33 Dörfer, chaldäische Christen ließen sich in weiteren drei Dörfern nieder. Vor Kriegsbeginn 2011 lebten hier noch etwa 20.000 assyrische Christen, in fast jeder Ortschaft gab es eine Kirche. Jetzt sind keine 1.000 Menschen mehr übrig. Wegen der Dschihadisten flohen fast alle Bewohner ins Ausland, die meisten gingen nach Kanada, Australien oder in die USA. Einige der Dörfer sind völlig leer, die Gebliebenen sind meist ältere Leute. Auch leben inzwischen einige hundert Binnenvertriebene aus anderen Regionen des Landes in Til Temir.