Die Artillerieangriffe der türkischen Armee und verbündeter Dschihadisten gegen die Kleinstadt Ain Issa im Norden von Syrien sind auch am späten Sonntagabend fortgesetzt worden. Neben dem Dorf Muelek und Zielen entlang der internationalen Verkehrsstraße M4 wurde das Vertriebenencamp in Ain Issa bombardiert. Im Anschluss überflogen Aufklärungsdrohnen der Türkei die Region. Berichte zu Verletzten oder gar Toten infolge der Angriffe lagen zunächst nicht vor.
Aus der selbstverwalteten Region Şehba, die im Niemandsland zwischen Efrîn und Aleppo liegt, sind am Abend ebenfalls Artillerieeinschläge gemeldet worden. Wie es heißt, wurden die Dörfer Ain Deqne, Beluniye und Miniq bombardiert.
Artillerieangriffe auf Ain Issa
Ain Issa gehört zu den wichtigen Zentren in der nordsyrischen Euphrat-Region und wird seit längerer Zeit vom türkischen Staat und seinen Dschihadisten angegriffen. Die Stadt liegt an der Verbindungsstraße zwischen Hesekê und Aleppo und ist daher von strategischer Bedeutung. Die Türkei und ihre Verbündeten wollen das Gebiet an die Besatzungszone in Nordsyrien angliedern und feuern jeden Tag Granaten auf Wohnviertel ab.
Wie die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) am Sonntag mitteilten, eskalieren die Angriffe der Besatzungstruppen auch in den noch selbstverwalteten Gebieten im Umland der seit Oktober 2019 besetzten Stadt Girê Spî (Tall Abyad). Laut den QSD richten sich die Bombardierungen gezielt gegen die Zivilbevölkerung. In etwa zwei Kilometern Entfernung zur M4 ziehen die von Ankara gelenkten Dschihadisten unterdessen militärische Stellungen hoch. „Es werden intensive Angriffsvorbereitungen getroffen“, so die QSD.
Am Samstag waren vier Personen infolge eines Angriffs auf Ain Issa verletzt worden, darunter auch ein Kleinkind. Um sieben Uhr morgens waren Granaten auf ein Wohnviertel abgefeuert worden. An den Gebäuden entstand massiver Sachschaden. Vergangenen Mittwoch hatten Dschihadisten in der Nacht versucht, das Dorf Malikiye zu infiltrieren. Der Angriff war von den QSD zurückgeschlagen worden, mindestens 18 Angreifer wurden getötet, darunter auch ein ehemaliger IS-Emir. Im Verlauf des Tages wurden die Leichen der getöteten Söldner unter russischer Vermittlung und Beobachtung durch die QSD von der Türkei abtransportiert.