Solidarität mit den Kriegsversehrten in Nord- und Ostsyrien

Die Wiener Gruppe PIR unterstützt die Kriegsversehrten in Nord-und Ostsyrien. Im Moment wird an einem Lehrfilm über Spiegeltherapie zur Behandlung von Phantomschmerzen gearbeitet. Dafür und für weitere Projekte wird allerdings Hilfe benötigt.

Mit Unterstützung in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Know-How baut die Wiener Gruppe PIR aus Österreich Brücken in die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens. Anhand von Trauma-Workshops, psychotherapeutischer Ausbildung, Englisch- und IT-Kursen, die organisiert werden, unterstützt die Gruppe im Besonderen die „Föderation der Kriegsversehrten in Nord- und Ostsyrien“. Im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und bei der Verteidigung gegen die türkischen Angriffskriege sind mehr als 11.000 Menschen aus der Region ums Leben gekommen, weitere 25.000 wurden verletzt. 5.000 junge Frauen und Männer haben bleibende Schäden erlitten und ihre Gliedmaßen oder das Augenlicht verloren. Damit ihnen eine berufliche Perspektive ermöglicht werden kann, ist jetzt Solidarität gefragt.

„Diese Menschen haben sich für Freiheit, Frauenrechte und Demokratie eingesetzt. Um den Gräueln des IS, den Massakern und Bombenanschlägen in der eigenen Region, aber auch bei uns in Europa ein Ende zu setzen, haben sie ihr Leben riskiert und ihre Gesundheit geopfert. Sie haben uns alle vor der Barbarei des Dschihadismus bewahrt und verdienen nun unsere volle Unterstützung. Sie brauchen eine berufliche Perspektive, Hilfe bei der Versorgung mit Prothesen und Rollstühlen und gute medizinische und therapeutische Behandlung“, sagt die Psychotherapeutin Yasmin Randall.

Die Kriegsversehrten in Rojava leben in Gruppen zusammen und sind in der Föderation organisiert. Viele verfügen nur über geringe formale Bildung, etwa die Hälfte sind Analphabet*innen. Da sie keine schwere körperliche Arbeit verrichten können, sei es umso wichtiger, ihnen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Zudem sei die medizinische Versorgung nur in sehr basaler Form gegeben. Dies gelte sowohl für den Prothesenbau und auch für die physiotherapeutische Versorgung.

Vertreterinnen der Wiener Gruppe PIR sprachen im Februar dieses Jahres in Qamişlo mit Mitgliedern der „Föderation der Kriegsversehrten in Nord- und Ostsyrien“, diskutierten Möglichkeiten der Unterstützung und besuchten die Prothesenwerkstatt. Vereinbart wurde nach Maßgabe der Möglichkeiten:

Ausbildung von Mulitplikator*innen

Die Gruppe jener Menschen mit höherer Bildung soll zu Multiplikator*innen ausgebildet werden. Nach Ende der Coronakrise werden vor Ort mehrwöchige Workshops abgehalten:

1. Englisch: Wer in Rojava war, weiß, dass dort fast niemand Englisch spricht. Englisch ermöglicht jedoch eine Beschäftigung innerhalb der Autonomieverwaltung oder bei einer der internationalen Organisationen. Darüber hinaus ermöglicht es Kontakt zur Außenwelt und Zugang zu mehr Information im Internet. Gesucht werden daher Menschen, die bereit sind, online Englisch zu unterrichten. Professionelle LehrerInnen unterrichten eine Kleingruppe, Laien eine Einzelperson.

2. IT: Das gleiche gilt für IT-Kenntnisse. Die wenigsten Menschen verfügen über Laptops oder können solche bedienen.

3. Psychotherapie: Es wird in Erwägung gezogen, eine kleine Gruppe auszubilden. In jedem Fall werden Trauma-Seminare und Entspannungstraining angeboten.

Dringend benötigte Hilfsmittel

(Gebrauchte) Rollstühle, Rollatoren, Krücken, Blindenstöcke, Prothesen. Wer Zugang zu diesen Hilfsmitteln hat, möge sich bitte melden. Für die Unterstützung der Prothesenwerkstatt durch Lieferung des benötigten Materials werden ebenfalls Menschen gesucht, die einen Beitrag liefern möchten.

Produktion eines Lehrvideos über Spiegeltherapie

„Die Spiegeltherapie ist eine anerkannte und sehr hilfreiche Therapiemethode gegen Phantomschmerzen. Zumindest 80 Prozent aller Menschen leiden nach Amputationen unter starken Phantomschmerzen, also Schmerzen in jenem Körperteil, den sie verloren haben. Die Schmerzen treten vor allem im Ruhezustand auf und werden in der Regel als außerhalb des Körpers empfunden“, erklärt Yasmin Randall. „Die Spiegeltherapie ist in Nord- und Ostsyrien allerdings unbekannt. Das ist insofern sehr bedauerlich, als man dafür nur einen Spiegel, Motivation und eine klare Anleitung braucht.“

Auf Arabisch oder Kurmancî gibt es aber keinerlei brauchbare Information über die Spiegeltherapie im Netz. In Zusammenarbeit mit einem renommierten Reha-Zentrum wird daher momentan in Wien ein Video über die Anwendung dieser Therapie produziert, welches nach Fertigstellung in den beiden Sprachen ins Internet gestellt werden soll.

Corona: Bitte warten, bitte warten….

Corona-bedingt können die Workshops nicht wie geplant im Juli und August stattfinden, erklärt Randall. So konzentriert sich die Gruppe auf folgende Aktivitäten:

1. Video über Spiegeltherapie

2. Organisation von online-Englischkursen

3. Sammeln von Prothesen, Rollstühlen, Krücken, Rollatoren, Blindenstöcken

4. Finanzierung von Laptops, Material für die Prothesenwerkstatt, Flüge der Workshop-Leiter*innen

Die Wiener Gruppe PIR freut sich über Unterstützung. Kontakt kann über die Webseite und über Facebook aufgenommen werden. Auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht die Gruppe regelmäßig Videos von Aufenthalten in Nord- und Ostsyrien sowie Interviews mit Vertreter*innen der dortigen Einrichtungen.

Spendenkonto:
IBAN: AT10 1400 0015 1092 8430
BIC: BAWAATWW
Verwendungszweck: Kriegsversehrte

Die Spenden sind steuerlich absetzbar.