Sind Feldbrände Teil des Kriegs gegen die Ökonomie von Rojava?

Nach dem militärischen Sieg über den IS in Nord- und Ostsyrien erstickt die Region nun in Feldbränden. Während der Erntezeit werden Zehntausende Hektar erntereifes Getreide durch Brände vernichtet.

In den vergangenen Wochen kam es zu einer Vielzahl von verdächtigen Feldbränden in den befreiten Gebieten in Nord- und Ostsyrien. Wie wir bereits berichtet hatten, wurden allein in Raqqa etwa 2600 Hektar reifes Getreide vernichtet. Der Zivilrat von Raqqa sieht dahinter eine gezielte Kampagne gegen die Ökonomie von Nord- und Ostsyrien. Die Brände setzten ein, als die Produktion in Raqqa stieg und die Preise fielen. Die Menschen hatten gerade nach der Befreiung vom Islamischen Staat (IS) begonnen, ihren Überschuss an Felderträgen auch in andere Städte zu verkaufen.

Anfang der Woche hatte es einen dringlichen Aufruf der autonomen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Bezug auf die Brände gegeben. In der Erklärung hieß es: „Unsere Bevölkerung in Nord- und Ostsyrien, insbesondere in der Region Cizîrê, muss bereit sein und den Feuerlöschteams beim Löschen der Weizen- und Gerstenfelder in der Region im Falle von Bränden helfen.“

Rat von Cizîrê: Die Lebensgrundlage der Bevölkerung wird angegriffen

Der Exekutivrat von Cizîrê erklärte, die Brände zielten auf die Ökonomie: „Die Brände in der Region werden vorsätzlich und bewusst gelegt, um die Lebensgrundlage der Bevölkerung der Region und ihre Ökonomie zu zerstören.“

Große Flächen vernichtet

In dieser Woche brachen in Til Hemis und Tirbespiyê, in Dirbêsiyê , Amûdê und Til Koçer Feldbrände aus. Allein in Til Hemis brannten die Felder von 16 Dörfern und in Dirbêsiyê von zehn Dörfern. Die Brände konnten am 11. Juni gelöscht werden.


Auch im Dorf Birîva bei Amûdê brach ein Feuer aus und in Til Lehim und Barde entstanden große Schäden durch Feuer.

Am 11. Juni brach in Til Koçer ein Brand aus, der von der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Dabei verbrannten etwa 60 Prozent der Ernte des gesamten Landkreises. Die Felder von 23 Dörfern wurden vollständig zerstört. Effektiv wurden mehr als 1350 Hektar erntereifes Getreide vernichtet.

Der bisher größte Brand brach in Tirbespiyê aus. An den Löscharbeiten beteiligten sich auch Kämpfer*innen von Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ. Dabei wurden über 9.000 Hektar Acker vernichtet.

In Tell Brak geriet gestern ein etwa zehn Kilometer breiter Streifen Felder in Brand. Durch den Wind breitet sich das Feuer schnell aus. Die Menschen der Region versuchten den Brand mit allen Mitteln gemeinsam mit der Feuerwehr unter Kontrolle zu bringen.

Auch in Girê Spî brach ein Feuer aus. Auf breiter Front nähert sich das Feuer Dörfern westlich der Stadt. Die Feuerwehr und die Bevölkerung versuchten vergeblich, den Brand unter Kontrolle zu bekommen.

Bei Löscharbeiten in Ain Issa bei Kobanê wurden fünf Kämpfer*innen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) verletzt.