Widerstand gegen Besatzung
Die Befreiungskräfte Efrîns (HRE) setzen den Widerstand gegen die türkische Besatzung im Norden Syriens fort. Wie die 2018 nach der Besatzung von Efrîn gegründete Gruppe in einer Bilanz mitteilt, haben ihre Kämpferinnen und Kämpfer im Vormonat sechs Aktionen gegen Militärs und dschihadistischen Söldnertruppen der Türkei durchgeführt. Dabei seien sechs Besatzer getötet und fünf weitere verletzt worden. Unter den Getöteten waren den Angaben zufolge auch zwei türkische Soldaten.
Neben Efrîn gingen die HRE der Erklärung nach auch in anderen Regionen der Besatzungszone gegen türkisch-dschihadistische Truppen vor. In Azaz etwa sei Anfang Mai eine „Spezialoperation“ gegen einen Stützpunkt der türkischen Armee ausgeführt worden. In Marê (Marea) waren die HRE am 3. Mai mit Snipern im Einsatz und in Şêrawa vernichtete die Widerstandsgruppe einen Tag später einen Panzer aus dem Bestand der türkischen Armee. Die Aktion, die zum Tod zweier Militärs führte, fand am 5. Mai in al-Bab statt.
Die HRE weisen in ihrer Bilanz zudem darauf hin, dass der türkische Staat und unter seiner Kontrolle stehende Söldnergruppen nahezu ununterbrochen Angriffe in Nordsyrien verübten. Dabei setzten sie vielfältiges Kriegsgerät ein, wie etwa Haubitzen, Panzer, Maschinengewehre, diverse Kampfdrohnen und Granatwerfer, aber auch Spezialkriegstaktiken wie Plünderung, willkürliche Verhaftungen, Entführungen, sexualisierte Gewalt sowie Maßnahmen, die auf die Veränderung der Demografie hinwirken.
„Seit der Besatzung von Efrîn 2018 und der Flucht hunderttausender Menschen sind mehr als sechs Jahre vergangen“, betonen die HRE. Dennoch bleibe der vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit verübte Krieg weiter unbeachtet und das nach der Besatzung in Windeseile etablierte Terrorregime werde nicht nur aufrechterhalten, sondern stetig ausgeweitet. „Der türkische Staatsterror ist jedoch nicht nur auf Efrîn begrenzt. Auch Aleppo und Şehba und damit Regionen, die der vertriebenen Bevölkerung Efrîns als sicherer Hafen dienen sollten, bleiben nicht von der Gewalt des türkischen Staates verschont. Im Gegenteil: Die Intensität der Angriffe steigert sich mit jedem Tag. Demgegenüber werden wir unser Wirken für die Verteidigung unserer Bevölkerung und unsere Vergeltungsmaßnahmen unvermindert fortsetzen.“
Gründung der HRE
Die HRE – Hêzên Rizgariya Efrînê – haben sich nach der Besatzung von Efrîn (Afrin) durch die Türkei mit dem Ziel gegründet, die Region zu befreien und eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung zu ermöglichen. Durch den Angriffskrieg Anfang 2018 sind rund 300.000 Menschen aus Efrîn vertrieben worden.
Bis zu der türkischen Invasion war Efrîn die stabilste Region Syriens und galt inmitten eines brutal geführten Bürgerkriegs als sicherer Hafen für unzählige Binnenvertriebene aus anderen Teilen des Landes. Der Angriff auf die ehemals nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltete Region kam zu einem Zeitpunkt, als eine mögliche politische Lösung nach der weitgehenden Zerschlagung der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) wieder vermehrt diskutiert wurde.
Bei ihrem Angriffskrieg bediente sich die Türkei der Unterstützung dschihadistischer Milizen, die durch Ankara ausgebildet, ausgerüstet und finanziert worden sind und heute dem Besatzungsregime dienen. Durch die Ansiedlung ihrer Familien wird die demografische Struktur gezielt verändert.