Projekt Rojava: Unterstützen oder zerstören?

Rojava regiert sich seit mehr als zehn Jahren selbst. Und zwar auf eine demokratische Art und Weise, die im Nahen Osten kein anderes Beispiel hat. Liegt es im Interesse der Völker, dieses Beispiel zu unterstützen oder es zu zerstören?

Kommentar von ZEKI BEDRAN

Die Türkei setzt ihre Drohungen und Angriffe auf Rojava und die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien fort. Diese Angriffe führen zu großer Zerstörung und vielschichtigen Katastrophen. In Gebieten wie Efrîn werden ethnische Säuberungen durchgeführt, die sich direkt gegen die Existenz des kurdischen Volkes richten. Um diese Säuberung dauerhaft zu machen und die kurdische Bevölkerung an der Rückkehr auf das eigene Land zu hindern, wird ihr Eigentum beschlagnahmt und rekrutierten Söldnern übertragen. Mit ständigen Angriffen auf nicht besetzte Regionen soll die Bevölkerung arbeitsunfähig und mürbe gemacht werden. Getreidefelder werden niedergebrannt, Häuser werden bombardiert. Die Menschen sollen durch Hunger zur Migration gezwungen werden.

Das Vorgehen der Türkei in Südkurdistan ist nicht anders. Sie hat in einem großen Gebiet Militärstützpunkte errichtet und führt intensive Luft- und Bodenangriffe durch. Hunderte von Dörfern wurden evakuiert. Waldgebiete und Ländereien werden ständig bombardiert, Brände vernichten die Vegetation. Bäume werden abgeholzt und Wälder zerstört. In den 1990er Jahren wurden fast viertausend Dörfer und Weiler in Nordkurdistan niedergebrannt und geräumt, Millionen Menschen wurden vertrieben. Im Grunde genommen will der türkische Staat einen Völkermord an der kurdischen Bevölkerung begehen und sie auslöschen. Assimilierung gilt seit hundert Jahren als unfehlbare Staatspolitik zur Vernichtung ihrer kulturellen Existenz.

Die ganze Welt soll gegen das kurdische Volk mobilisiert werden. Die Erdoğan-Regierung führt einen Feldzug, um alle Staaten, von China bis Russland, von den USA und Europa bis zum Nahen Osten, zu Partnern im Völkermord an den Kurdinnen und Kurden zu machen. Vor allem mit dem Iran und dem Irak will er gemeinsame Operationen durchführen. Jetzt versucht er, die syrische Regierung einzubeziehen, obwohl er einen großen Teil Syriens besetzt hat. Seit die Autonomieverwaltung Kommunalwahlen angekündigt hat, hat Erdoğan seine Angriffe und Drohungen verstärkt. Syrien kann diese Wahlen nicht verhindern. Und Erdoğan sagt, lasst mich sie verhindern.

Der türkische Staat erklärt alle seine Angriffe und Drohungen mit der PKK. Er hat keine andere Rechtfertigung und kein anderes Argument mehr. Es ist klar, dass das Problem nicht die PKK ist, sondern die Existenz der Kurdinnen und Kurden. Die Kurdenfeindlichkeit des türkischen Staates erschwert jedoch seine Arbeit auf dem internationalen Parkett. Um die öffentliche Meinung im In- und Ausland zu manipulieren und das Verbrechen des Völkermords zu vertuschen, rechtfertigt er sich mit Terrorismus und der PKK. Die PKK hat die kurdische Frage nicht geschaffen. Es gibt ein Problem, das der türkische Staat durch Verleugnung und Vernichtung geschaffen hat. Vor der Entstehung der PKK hat der türkische Staat die Existenz der Kurdinnen und Kurden geleugnet, sie massakriert und vertrieben. Die PKK wurde gegründet, um dem ein Ende zu setzen und die kurdische Existenz zu verteidigen. Jetzt will der türkische Staat seine Politik und seine Handlungen mit dem Kampf gegen die PKK rechtfertigen und legitimieren.

„Wir werden niemals Wahlen oder die Errichtung eines terroristischen Staates direkt vor unserer Nase, an unserer Südgrenze, zulassen", sagen sie. „Es geht nicht um Wahlen, es geht um die Legitimierung einer terroristischen Organisation", schreien sie. Sie wollen die Menschen mit der Propaganda einlullen, dass die Türkei geteilt wird, und sie zu Partnern ihrer Kriegspolitik machen. In der Türkei haben sie alle Kreise von rechts bis links zu Verteidigern dieser blutigen und auf Verleugnung basierenden Politik gemacht. Nach hundert Jahren Propaganda – „eine Nation, ein Staat" – lässt sich dieses Denken nicht so einfach überwinden. Diese Mentalität zieht die Türkei ständig in Schwierigkeiten und Konflikte hinein. Die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes und das Streben nach Demokratisierung werden aufgezehrt und lahmgelegt.

Rojava regiert sich seit mehr als zehn Jahren selbst. Und zwar auf eine demokratische Art und Weise, die im Nahen Osten kein anderes Beispiel hat. Liegt es im Interesse der Völker, dieses Beispiel zu unterstützen oder es zu zerstören? Warum sollte man Menschen, die zur Wahl gehen, als Terroristen bezeichnen? So etwas gibt es auf der Welt nicht. Aber der rassistische Geist, der das kurdische Volk aus der Geschichte auslöschen will, fasst es als Kriegsgrund auf und drängt die USA und andere Mächte, dagegen Stellung zu beziehen. Erdoğan schickt seinen Außenminister zu Putin, um es zu verhindern. Wenn es jedoch Kommunalwahlen gäbe, würden weder die Türkei noch Syrien zusammenbrechen. Im Gegenteil, die Region würde sich weiter normalisieren. Demokratische Optionen würden in den Vordergrund treten, und durch einen Dialog würden die Probleme Syriens gelöst und seine Einheit leichter zu erreichen sein.

Die Kurden und die Völker, mit denen sie zusammenleben, sehen ihre Zukunft nicht außerhalb Syriens. Sie haben kein solches Ziel. Sie haben kein anderes Kalkül, als die Regionen zu schützen, die sie vom IS befreit haben, und sich selbst zu regieren. Im Gegenteil, sie versuchen, sich mit der Regierung in Damaskus zu treffen und ihre Probleme zu lösen. Es ist die Türkei selbst, die diese Lösung sabotiert. Sie hat eine Übergangsregierung für Syrien gegründet und finanziert die SNA. Die Türkei hat Syrien de facto geteilt und besetzt und torpediert weiterhin eine Lösung und Frieden.

Quelle: Ronahî