Rojava baut in Rekordzeit erste Corona-Klinik

In Rekordzeit ist bei Hesekê die erste Corona-Klinik Nordsyriens fertiggestellt worden. Bis zu 120 Patienten können hier behandelt werden. Zum Personal gehören 30 medizinische Kräfte des Kurdischen Roten Halbmonds.

Im Kampf gegen das Coronavirus hat die kurdische Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd in Rekordzeit das erste Notkrankenhaus für Corona-Infizierte in Nordsyrien hochgezogen. Die „Nexweşxaneya Covid-19 ya Hesekê” genannte Spezialklinik befindet sich bei Hesekê und besteht aus zwei Bereichen mit jeweils 60 Betten mit Abstand. In einem Teil des Krankenhauses, in dem mittelschwere Fälle versorgt werden können, gibt es schon jetzt eine Sauerstoffversorgung an jedem Bett. Der andere Bereich soll erst im Fall einer Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit aktiviert werden.

Eröffnet wurde die nach den Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zertifizierte Klinik am Montag. Zum Personal gehören 30 medizinische Kräfte des Kurdischen Roten Halbmonds, die aktuell noch einen Schnellkurs der Hilfsorganisationen UBB (Italien) und Ärzte ohne Grenzen absolvieren. Unterstützung beim Bau des Krankenhauses kam von der europaweit agierenden Schwesterorganisation der kurdischen Rothalbmondgesellschaft Nordsyriens, Heyva Sor a Kurdistanê. Eine Intensivstation für schwere Corona-Fälle sowie weitere Krankenhäuser in Raqqa und Minbic (Manbidsch) sollen noch entstehen.

Erster Corona-Todesfall in Nordsyrien sorgt für Kontroversen

In Nord- und Ostsyrien gibt es bisher einen bestätigten Todesfall infolge einer Corona-Infektion. Die Gesundheitsbehörden der Autonomieverwaltung meldeten am vergangenen Freitag, dass ein 53 Jahre alter Mann aus Hesekê an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben ist. Der Fall ist allerdings ein Politikum, da die WHO und das syrische Gesundheitsministerium zwei Wochen lang „versäumten“, die Selbstverwaltung in Kenntnis zu setzen. Der Patient befand sich seit dem 27. März zur Behandlung in einem vom Regime betriebenen Krankenhaus in Qamişlo. Eine von ihm entnommene Probe wurde zwei Tage später an ein Labor in Damaskus geschickt, da es zu diesem Zeitpunkt vor Ort noch keine Testmöglichkeiten gab. Am 2. April starb der Mann. Die nordostsyrische Autonomieverwaltung wirft der WHO vor, grob fahrlässig gehandelt zu haben. In einem ersten Statement hieß es: „Für einen möglichen Ausbruch der Corona-Pandemie in der Region ist die WHO verantwortlich.”

Das syrische Regime hatte die erste Corona-Infektion am 22. März gemeldet. Offiziellen Angaben zufolge handelte es sich um eine Person mit syrischer Staatsbürgerschaft, die aus dem Ausland eingereist war. Zum ersten Todesfall infolge der neuartigen Lungenkrankheit kam es genau eine Woche später. Insgesamt wurden in Syrien bisher 38 Infektionen und drei Tote bestätigt.