Mit der Einrichtung einer neuen intensivmedizinischen Klinik speziell für Covid-19-Erkrankte bereitet sich der nordsyrische Kanton Şehba auf die Einschleppung des Coronavirus vor. Das improvisierte Krankenhaus mit insgesamt 21 Behandlungszimmern soll bereits in zehn Tagen einsatzbereit sein, kündigte Mih El-Din Amed vom örtlichen Gesundheitsrat an.
Die wüstenähnliche Region Şehba grenzt an das syrische Gouvernement Aleppo. Hunderttausende Menschen sind dort zwischen der türkisch-dschihadistischen Besatzungszone und dem Regime eingekesselt. Ein großer Teil der Bevölkerung stammt aus Efrîn, die nach der türkischen Invasion vor zwei Jahren in fünf großen Lagern und verlassenen Dörfern Unterschlupf fand. Mit mehreren Gesundheitsposten und Mitarbeitenden, die größtenteils den Exodus aus Efrîn mitgemacht haben, hält die kurdische Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd unter schwierigsten Bedingungen die medizinische Grundversorgung aufrecht. Doch die türkische Invasion einerseits und das vom Regime auferlegte Embargo stellen das basisdemokratisch organisierte Gesundheitssystem vor schier unlösbare Aufgaben. Mit der Corona-Pandemie verschlechtert sich die ohnehin schon problematische Situation.
Dennoch wurden für Coronafälle jüngst drei spezielle Gesundheitszentren eingerichtet. Außerdem sind an vielen Orten Kriseninterventionsteams aufgestellt worden. Die Region Şehba war allerdings ein Kriegsgebiet und ist für jede Krankheit ein guter Nährboden. Vor allem in den großen Flüchtlingslagern herrscht große Ansteckungsgefahr.
„Die Lebensbedingungen hier in Şehba sind prekär. Im Krieg wurde fast alles zerstört. Dennoch hat die Bevölkerung von Efrîn ihren Lebenswillen nicht verloren, der Widerstand geht weiter. Wir stehen jetzt aber vor der Herausforderung des Coronavirus. Unsere Kapazität ist fast erschöpft, grundlegende medizinische Schutzausrüstung, Medikamente zur Behandlung von Infizierten und Beatmungs- und Sauerstoffgeräte fehlen“, erklärt Amed.
Vor diesem Hintergrund brauche die Region dringend internationale Hilfe, unterstreicht der Gesundheitsbedienstete. „Wir appellieren an Ärzte ohne Grenzen, uns medizintechnische Unterstützung zu leisten.“ Ohne die Solidarität anderer könne ein Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 nicht bewältigt werden.