Die QSD verteidigen die Freiheit der Völker

Yûsif Derwêş von der Armenischen Einheitspartei in Syrien spricht im ANF-Interview davon, dass die QSD die Freiheit der Völker verteidigen und in deren Interesse handeln.

Armenier Yûsif Derwêş im Interview

Yûsif Derwêş, Mitglied der Armenischen Einheitspartei in Syrien, sprach mit ANF über das Abkommen zwischen der Interimsregierung in Damaskus und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) sowie über die aktuellen Massaker an der alawitischen Bevölkerung in Syrien. Seit letzter Woche war es, vor allem in den Küstenstädten Latakia und Tartus, zu wütenden Ausschreitungen gegen Alawit:innen gekommen. Auch in Homs und Hama sollen Exekutionen durch Mitglieder von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) durchgeführt worden sein. Die HTS fungiert seit dem Umsturz des Assad-Regimes als Übergangsregierung. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtete am Montag von mehr als 1450 getöteten Menschen, darunter über 970 Zivilist:innen, die meisten von ihnen alawitisch.

„Jeder kennt diejenigen, die an die Macht gekommen sind“

Yûsif Derwêş von der Armenischen Einheitspartei prangerte die Übergangsregierung in Damaskus an und sagte, dass das Massaker an den Alawit:innen hätte verhindert werden müssen. „Diejenigen, die diese Massaker verübt haben, sollten vor syrischen und internationalen Gerichten verurteilt werden“, fügte er hinzu.

Im Interview verwies Derwêş darauf, dass Syrien mit Hilfe des internationalen Gleichgewichts wieder aufgebaut werden sollte, und stellte klar: „Jeder kennt diejenigen, die an die Macht gekommen sind. Sie haben eine Geschichte des Terrorismus. Sie reden zwar von einem Wandel, aber es war nicht ihr Ziel, alle Völker zu inkludieren.“ Im Gegensatz zu den QSD sei die Regierung in Damaskus zersplittert und scheine kein gemeinsames Ziel zu haben. „Hayat Tahrir al-Sham hat nicht die Macht, alle Gruppen zu kontrollieren“, schätzt der Politiker die selbsternannte Übergangsregierung ein.

„Syrien kann nicht mit einer ausschließenden Mentalität geführt werden“

Yûsif Derwêş kritisierte auch die mangelnde Vertretung der syrischen Völker auf der „Nationalen Dialogkonferenz“, die in Damaskus im Februar ohne Beisein kurdischer Delegierter oder anderer oppositioneller Gruppen stattfand. Mit einer solchen Mentalität könne die Krise Syriens nicht gelöst werden, betonte der armenische Politiker. Mit Blick auf die kürzlich von Mazlum Abdi und Ahmed al-Scharaa unterzeichnete Vereinbarung, die unter anderem die Rechte der Kurd:innen in Syrien behandelt, fügte er hinzu: „Mit der Vereinbarung mit den QSD hat die HTS eine Art Zustimmung signalisiert, dass Syrien nicht mit einer ausschließenden Mentalität geführt werden kann.“

Alle Komponenten finden in den QSD ihren Ausdruck

Derwêş wies darauf hin, dass es einen großen Unterschied zwischen der Interimsregierung in Damaskus und den QSD gebe. Die QSD seien eine militärische Kraft, die verschiedene Komponenten zusammenführe und gemeinsame Ziele und Absichten vertrete. „Sie haben eine gemeinsame Mentalität, in der verschiedene Völker zusammenkommen. Sie verteidigen die Freiheit der Völker und handeln im Interesse der Völker. Alle Komponenten, von den Armenier:innen bis zu den Assyrer:innen, finden in den QSD ihren Ausdruck“, so Derwêş.

Das Massaker an Alawit:innen hätte verhindert werden müssen

Im Gespräch mit ANF ging der armenische Politiker auch auf das Massaker an der alawitischen Bevölkerung in der Küstenregion Syriens ein und verurteilte es. Er ist sich sicher, hätte die Regierung eingegriffen, hätte das Massaker an den Alawit:innen verhindert werden können: „Während man gegen diese Angriffe hätte einschreiten müssen, haben die Ausschreitungen das Ausmaß eines Massakers erreicht. Wenn wir wirklich entschlossen sind, eine bessere Zukunft Syriens aufzubauen, hätte das Massaker nicht stattfinden dürfen.“ Derwêş forderte, dass die Verantwortlichen des Massakers vor syrischen und internationalen Gerichten verurteilt werden müssen.

Modell der Selbstverwaltung für Syrien

Es sei wichtig, ohne den Einsatz von Waffen eine demokratische Politik in Syrien herzustellen, betonte Yûsif Derwêş: „Wir müssen ein Land aufbauen, in dem die Existenz aller dort lebenden Völker anerkannt wird und in dem sie ihre Sprache und Kultur leben können.“ Hierbei könne von den Erfahrungen des Modells der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) profitiert werden.

Derwêş analysierte, dass aufgrund des eigenen Systems der DAANES, die eine Autonomie in Nord- und Ostsyrien herstellen konnte, ein Abkommen mit der Interimsregierung erreicht werden konnte. Die DAANES organisiere alle Bereiche des Lebens, von Bildung und Wirtschaft, bis hin zu Diplomatie und Militär, und stehe gleichzeitig für die Einheit der dort lebenden Völker und Religionsgemeinschaften. In der aktuellen Vereinbarung heißt es, dass die Rechte der Menschen ungeachtet religiöser und ethnischer Zugehörigkeit geachtet werden müssen. Dies sei ein Ergebnis des Kampfes der demokratischen Selbstverwaltung. In Syrien seien andere Völker außer des arabischen bisher ignoriert worden, doch mit einem solchen Abkommen zeige sich, dass das Programm der Selbstverwaltung in Syrien Zukunft habe.