Bei einem Infiltrierungsversuch dschihadistischer Besatzungstruppen der Türkei sind sechs Milizionäre vor Ain Issa getötet worden. Das teilte der Kommandant des Militärrats von Girê Spî, Riyad al-Khalaf, am Montag in Ain Issa mit. Der Besatzungsversuch vom Vorabend sei auf Grundlage der legitimen Selbstverteidigung vereitelt worden, so al-Khalaf. Erneute Gerüchte um eine Übergabe der nordsyrischen Kleinstadt an das Regime in Damaskus wies der QSD-Kommandant als haltlos zurück. „Die medial verbreiteten Behauptungen, Ain Issa sei auf Grundlage einer Vereinbarung zwischen Moskau und Damaskus der syrischen Regierung überlassen worden, entsprechen nicht der Realität. Ain Issa gehört zum Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien.“
Am Sonntagabend hatten Milizionäre unter der Regie türkischer Soldaten die zwei Kilometer östlich des Zentrums von Ain Issa gelegenen Dörfer Mişerfa (Mushairefah) und Cehbel (Jabal), die internationale Verkehrsstraße M4 sowie die Getreidesilos wieder über mehrere Stunden unter Dauerfeuer genommen und einen erfolglosen Infiltrierungsversuch gestartet. In der Nähe der Silos befindet sich einer von drei russischen Beobachtungsposten, die erst kürzlich im Zuge der zwischen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), Damaskus und Moskau erzielten Einigung zur Überwachung der türkischen Aggression und Verstößen gegen das im Herbst 2019 vereinbarte Waffenstillstandsabkommen errichtet wurden. Doch eine Reaktion von Seiten russischer Truppen als Garantiemacht des Abkommens erfolgte angesichts der türkisch-dschihadistischen Angriffe bislang nicht. Auch die jüngste Angriffswelle wurde ignoriert.
Seit Wochen wird Ain Issa täglich von den türkischen Invasionstruppen angegriffen. Die Kleinstadt liegt südlich der türkischen Besatzungszone und ist als Verbindungsglied zwischen den selbstverwalteten Regionen Euphrat (Kobanê) und Cizîrê von strategischer Bedeutung. Die Angriffe zielen offenbar darauf ab, die Bevölkerung zu zermürben und vor der eigentlichen Invasion in die Flucht zu treiben. Viele Menschen haben die Stadt bereits verlassen, um sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Sicherheit gibt es jedoch auch in anderen Gegenden im Autonomiegebiet nicht. Die Auffanglager für Vertriebene sind überlaufen, die Versorgungslage ist prekär. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien erhält fast gar keine Unterstützung von außen.