2014 als Kind aus Şengal verschleppt
Spezialkräften der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ist im Rahmen einer gezielten Sicherheitsoperation die Befreiung eines ezidischen Jugendlichen aus der Gefangenschaft der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gelungen. Der heute 19-jährige Osman Xêro Xwedêda (Othman Khairu Khodida) war 2014 aus Şengal (Sindschar) im Nordirak zusammen mit seiner Familie entführt worden. Über zehn Jahre lang befand er sich in Gefangenschaft.
Am 3. August 2014 überfiel der IS die Şengal-Region im Irak mit dem Ziel, eine der ältesten Religionsgemeinschaften auszulöschen: Die Ezidinnen und Eziden. Durch systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen und der Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten erlebte die ezidische Gemeinschaft den 74. Völkermord in ihrer Geschichte. Etwa 10.000 Menschen fielen laut Schätzungen den Massakern des IS zum Opfer, mehr als 400.000 weitere wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Xwedêda stammt aus dem Dorf Al-Wardiya. „Ich wurde 2006 geboren und war gerade einmal acht Jahre alt, als der IS mich und meine Familie entführte“, berichtet er. Er wurde zunächst mit seinem Bruder gemeinsam festgehalten, doch nach drei Monaten in Mossul trennten ihn die IS-Dschihadisten von seinem Bruder. Gemeinsam mit etwa 60 weiteren ezidischen Kindern wurde Xwedêda nach Al-Bukamal in Ostsyrien gebracht.
Şengal im August 2014
Dort begann für ihn eine jahrelange Phase der systematischen Indoktrination und militärischen Ausbildung durch den IS. „Wir durchliefen drei Jahre lang einen religiösen Kurs und ich erhielt den Namen ‚Osama Al-Sinjari‘“, schildert Xwedêda. Anschließend wurde er in die syrische Wüste geschickt, wo er weitere drei Jahre militärisch ausgebildet wurde, bevor er als Söldner in die Region Homs verlegt wurde. Dort blieb er vier weitere Jahre, bis er bei der Explosion einer Landmine schwer am Bein verletzt wurde.
Ende 2024 überlebte Xwedêda nur knapp einen Luftangriff der internationalen Anti-IS-Koalition auf ein IS-Versteck in der Wüste von Homs. Bei dem Angriff wurden rund 20 IS-Mitglieder getötet, darunter auch hochrangige Kommandanten. Mitte März wurde er schließlich befreit. „Ich bin überglücklich, wieder frei zu sein“, sagte Osman Xêro Xwedêda nach seiner Befreiung. „Ich danke den QSD, die mich und so viele andere Ezid:innen aus den Händen des IS befreit haben.“
Beim Überfall auf Şengal verschleppte der IS über 7.000 Frauen und Kinder. Viele von ihnen wurden in den Jahren des „Kalifats“ in Städten wie Raqqa, Mossul, Deir ez-Zor und Al-Bukamal auf Sklavenmärkten verkauft. Bis heute werden rund 2.500 der ezidischen Verschleppten vermisst. Die QSD haben in den letzten Jahren zahlreiche Entführte aufspüren und befreien können und bemühen sich, sie mit ihren Familien in Şengal zu vereinen.