QSD: 89 zivile Todesopfer durch türkische Angriffe

Die QSD haben einen Bericht über die Angriffe der Türkei und verbündeter Milizen gegen Nord- und Ostsyrien im Jahr 2021 veröffentlicht. Demnach sind mindestens 89 Menschen aus der Zivilbevölkerung getötet worden, 139 weitere wurden verletzt.

Bei Angriffen der Türkei und dschihadistischen Verbündeten des Nato-Partners sind im vergangenen Jahr mindestens 89 Zivilistinnen und Zivilisten in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien und angrenzenden Regionen getötet worden. Das geht aus einer Bilanz der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hervor. Weitere 139 Zivilpersonen wurden im gleichen Zeitraum durch Attacken türkisch-islamistischer Besatzungstruppen verletzt.

Der Bericht der QSD beschreibt 2021 als „ein Jahr der Eskalation türkischer Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen“ gegen die Völker Nord- und Ostsyriens. „Die systematischen, auf Schemata basierenden Verbrechen sind Ausdruck der feindseligen Mentalität der Türkei und wurden weder vom Weltgewissen noch von Menschenrechtsorganisationen beachtet. Diese Tatsache hat den Wunsch der Besatzung nach weiteren Verbrechen und Angriffen verstärkt“, stellen die QSD fest.

Die Türkei bezwecke in den Grenzgebieten von Nord- und Ostsyrien weiterhin die Errichtung eines Korridors mit einer Bevölkerung, die hauptsächlich aus den Überbleibseln verschiedener Terrorgruppen wie „Islamischer Staat“ (IS) und Al-Qaida sowie anderen Dschihadistenmilizen und deren Familien besteht. Um dieses Ziel zu erreichen, sei ein Zermürbungskrieg gegen die Bevölkerung geführt worden. Die Türkei handele nach der bekannten imperialistischen Taktik: mittels „mutwilligen militärischen Provokationen“ die eigenen Verbrechen durch erfundene oder vorgetäuschte Angriffe der QSD zu rechtfertigen. Die direkte Folge dieser Taktik sei die Flucht der angestammten Bevölkerung, die am meisten unter dem „Terror der Türkei und ihrer Milizionäre“ leide. Stück für Stück würden „demografische Tatsachen“ geschaffen.

„Es existieren zahlreiche Beweise für die Verletzung des humanitären Völkerrechts durch die Türkei und ihre Söldner“, heißt es in dem Bericht. Konkret werfen die QSD der Führung in Ankara Verbrechen wie Luft- und Bodenangriffe, überfallartige Aktionen, gezielte Ermordungen, den Beschuss von bewohnten Städten und Dörfern, die Plünderung von öffentlichem und privatem Eigentum, Angriffe auf Friedhöfe, Gotteshäuser, Schulen und Dienstleistungseinrichtungen, Entführung und gewaltsames Verschwindenlassen und Erpressung ihrer Familien, wahllose Tötungen, die Durchsetzung der Politik der Türkisierung und des demografischen Wandels sowie Einschüchterung der Bevölkerung durch die Beherbergung von IS-Führungsmitgliedern in der Besatzungszone vor. Eine Übersicht der Angriffe durch die Besatzungstruppen von Efrîn über Şehba bis nach Dêrik sieht wie folgt aus:

- Bodenoffensiven zur Ausweitung der Besatzungszone: 47

- Angriffe mit schweren Waffen: 1.300; zum Einsatz kamen etwa 7.000 Artillerie-, Panzer- und Mörsergranaten.

- Drohnenangriffe: 89

- Anzahl der angegriffenen Dörfer und Städte: 58 Dörfer und drei Städte (Zirgan, Ain Issa und Tel Rifat), hinzu kommen Siedlungsgebiete in Qamişlo, Kobanê, Til Temir und Gel Axa.

- Scharfschützenangriffe auf Zivilisten, um sie daran zu hindern, ihre Höfe zu erreichen: 52

- Die Zahl der zivilen Todesopfer: 89

- Hinrichtung vor Ort: Von der Türkei unterstützte Terroristen exekutierten am 22. September 2021 den 35-jährigen Abdul Majid al-Awad bei einem Infiltrationsversuch im Dorf al-Debs, nordwestlich von Ain Issa.

-Die Zahl der verletzten Zivilisten: 134

- Anzahl der verschleppten Zivilpersonen in den besetzten Regionen Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê: mehr als 700 Zivilisten.

- Zerstörte und geplünderte archäologischen Stätten: 22

Der Bericht enthält darüber hinaus Daten über die Schändung von Gefallenen-Friedhöfen und die Verschleppung der Leichen, wie etwa beim Avesta-Friedhof in Efrîn im Juli 2021. Erwähnt wird auch der Angriff auf den Friedhof in der assyrischen Ortschaft Tall Schanan bei Til Temir, auf dem neben Bewohnerinnen und Bewohnern Gefallene der Chabur-Wächter begraben sind. „Die Terrorgruppe ‚Faylaq al-Rahman‘ legte den Gefallenen-Friedhof in Serêkaniyê mit Bulldozern in Schutt und Asche und verwandelte ihn in ein Militärzentrum, während Ruhestätten in Girê Spî auf der Suche nach Antiquitäten geplündert worden sind“, heißt es weiter.

Die vorsätzliche Ermordung von Zivilpersonen, vor allem der Mitglieder der Familie Gulo in Qamişlo, sei eines der schwersten Verbrechen, mit denen die türkische Besatzung versucht habe, die Stabilität im Autonomiegebiet zu stören und Angst unter der Bevölkerung zu verbreiten und damit die aktive Beteiligung am Aufbau und Schutz der Gesellschaft zu verhindern, heben die QSD hervor. „Angesichts der türkischen Bedrohungen und terroristischen Angriffe haben unsere Kräfte von ihrem Recht auf legitime Selbstverteidigung Gebrauch gemacht, um die Bevölkerung und die Region gegen Angriffe zu schützen und zu verteidigen. Unseren Mitgliedern ist es gelungen, Dutzende von Überfällen und Infiltrationsversuchen von Terroristen zu vereiteln. Wir bekräftigen unser Bekenntnis zu den nationalen und moralischen Werten, um die Menschen auch weiterhin zu schützen und ihnen angesichts der Angriffe durch die Türkei, den IS und anderen Fraktionen ein sicheres und stabiles Leben zu ermöglichen und weiter an der Befreiung der besetzten Gebiete und der Vertreibung der Besatzer zu arbeiten.“ Im Zuge des Kampfes gegen die Angriffe der Türkei und der Verfolgung von IS-Zellen seien im Jahr 2021 insgesamt 148 Kämpferinnen und Kämpfer der QSD ums Leben gekommen.

Appell: Kriegsverbrechen untersuchen

Abschließend appellieren die QSD: „Wir wiederholen unseren Aufruf an die internationalen Parteien, insbesondere an die Garantiestaaten, ihren Verpflichtungen nachzukommen und unverzügliche Maßnahmen zur Beendigung der türkischen Verbrechen und der Besatzung zu ergreifen, damit die Vertriebenen in ihre Häuser zurückkehren können. Auch fordern wir internationale Menschenrechtsorganisationen und entsprechende Institutionen auf, eine international besetzte, unparteiische Untersuchungskommission zu bilden, welche die von der türkischen Armee und den terroristischen Gruppen Ankaras begangenen Verbrechen gegen die Bevölkerung der Autonomiegebiete und in der Besatzungszone untersucht und die Täter vor Gericht stellt.“

Der vollständige Bericht kann unter https://sdf-press.com/en/2022/01/the-outcome-of-turkish-crimes-and-aggressions-against-the-people-in-the-north-and-eastern-syria-in-2021/ eingesehen werden.