Operation gegen den IS in Camp Hol wird fortgesetzt

Die Operation gegen den IS im Camp Hol in Nordsyrien wird fortgesetzt. Cihan Henan von der Lagerleitung bezeichnet den bisherigen Verlauf als erfolgreich, der Zugang von Hilfsorganisationen ins Camp soll damit sicherer gemacht werden.

Die am Donnerstag eingeleitete Sicherheitsoperation gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien wird fortgesetzt. Seit fünf Uhr morgens durchsuchen Sicherheitskräfte weiter das Lager, um Islamisten und ihre Verstecke aufzuspüren. Bei der Operation sind bisher 27 IS-Verdächtige festgenommen worden, zudem wurden fünf Tunnel gefunden und 33 Zelte abgebaut, die vom IS offenbar für die Ausbildung und Scharia-Gerichte genutzt wurden.

Cihan Henan: Der Lagerleitung und Hilfsorganisationen muss der Zugang ermöglicht werden

Cihan Henan von der Lagerleitung erklärte am Freitag gegenüber ANF, dass es sich bei der Maßnahme um eine „humanitäre Sicherheitsoperation“ handele, die von der Leitung im Camp Hol gefordert worden sei: „Im Camp finden immer mehr Morde statt. Die Operation verläuft bisher erfolgreich. Es gibt etwa tausend leere Zelte im Lager. Aufgrund der schwierigen Situation im Camp wurde zwei Jahre lang keine Bilanz über die Zelte gezogen. Mit der Befreiung von al-Bagouz im Frühjahr 2019 wurde die Situation im Camp durch die Unterbringung von IS-Angehörigen kompliziert. Die IS-Banden nutzten die leeren Zelte für terroristische Aktivitäten. Aufgrund der gefährlichen Situation im Lager konnten die zuständigen Abteilungen die Lage nicht verfolgen und den Abbau der zusätzlichen Zelte nicht sicherstellen. Der IS nutzt diese Zelte für Verbrechen und als Versteck. Nach dem Abbau dieser Zelte wird es für Nichtregierungsorganisationen und Hilfsorganisationen sicherer sein, das Lager zu betreten".

Zweite Phase der humanitären Sicherheitsoperation

Bei dem Einsatz in dem Auffang- und Internierungslager nahe Hesekê handelt es sich um die zweite Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr des vergangenen Jahres unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte eingeleitet worden war. Seit Donnerstag läuft nun die neue Etappe der Operation, die von der Kommandantur der Sicherheitskräfte der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (Asayîş) koordiniert wird. Die Sicherheitskräfte werden von Antiterroreinheiten und Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), darunter die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ), unterstützt.

Camp Hol

Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 gilt Camp Hol als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.

Seit Anfang des Jahres wurden mindestens 44 Menschen, darunter 14 Frauen und Kinder, in Camp Hol getötet, weitere wurden verletzt. Dieser Terror geht hauptsächlich von der sogenannten IS-Religionspolizei für Frauen und der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ aus und richtet sich gegen Menschen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Bei den meisten Personen, die Mordversuche überlebten, handelt es sich um irakische Schutzsuchende und Abtrünnige des IS.

War Hol zu Beginn für 10.000 Personen ausgelegt, halten sich heute etwa 55.000 Menschen aus verschiedenen Ländern dort auf. Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um Geflüchtete aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder. Knapp 19.000 Menschen sind Vertriebene aus Syrien, außerdem sind rund 8.000 Angehörige von IS-Dschihadisten untergebracht.