Norwegen hat zwei Frauen und drei Kinder aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien zurückgeführt. Bei den Frauen handelt es sich um zwei in Somalia geborene Schwestern, die sich aus Norwegen dem sogenannten „Islamischen Staat“ angeschlossen hatten und im Camp Roj interniert waren.
Am Dienstag gab die Abteilung für Außenbeziehungen der Autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES) bekannt, dass sie eine norwegische Delegation unter der Leitung des Geschäftsträgers der norwegischen Botschaft in Bagdad, Eric Hussam, empfangen hat. In der Sitzung wurde über die politische, humanitäre und wirtschaftliche Lage und die Sicherheit der Region gesprochen. Der stellvertretende AANES-Außenbeauftragte Robel Beho wies darauf hin, dass die Autonomieverwaltung für einen innersyrischen Dialog zur Lösung der bestehenden Probleme im Land eintritt. Voraussetzung für eine friedliche Lösung in Syrien sei die Beendigung der türkischen Besatzung im Norden und Nordwesten des Landes. Beho forderte von der internationalen Gemeinschaft, die Verbrechen der Besatzungsmacht und die gezielte Veränderung der Bevölkerungsstruktur zu stoppen.
Zum Ende der Sitzung wurde eine Vereinbarung zur Übergabe der beiden IS-Frauen und ihrer drei Kinder zwischen der AANES und Norwegen unterzeichnet. Die norwegische Außenministerin Anniken Huitfeldt erklärte im Anschluss, dass die beiden Frauen selbst um Hilfe gebeten haben, um mit ihren Kindern zurückkehren zu können, obwohl sie wissen, dass sie bei ihrer Ankunft in Norwegen inhaftiert werden. „In den Lagern herrschen extrem schlechte und gefährliche Lebensbedingungen. In diesen Lagern, in denen kein Kind leben sollte, sind diese norwegischen Kinder schon seit geraumer Zeit untergebracht", so Huitfeldt.
Die beiden in Somalia geborenen Schwestern, damals 16 und 19 Jahre alt, reisten Ende 2013 heimlich von Norwegen nach Syrien, um sich an einem „Volksaufstand gegen die Regierung von Präsident Baschar Assad" zu beteiligen, so die norwegischen Behörden. Die Kinder sind im Alter von sechs, sieben und acht Jahren. Der Fall hat in Norwegen große Aufmerksamkeit erregt.
In den Lagern Roj und Hol befinden sich rund 57.300 Personen, die mit dem IS in Verbindung stehen. In den Gefängnissen in der Autonomieregion sind über 10.000 Islamisten aus 60 Ländern inhaftiert.
Bisher 108 IS-Frauen und Kinder nach Deutschland zurückgeführt
Die AANES fordert seit der Zerschlagung der letzten IS-Enklave al-Bagouz im Frühjahr 2019 Unterstützung für den Umgang mit den internierten IS-Anhänger:innen und insbesondere die Rückführung ausländischer Dschihadistinnen und ihrer Kinder. Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die Rückholaktionen nach Deutschland vorerst beendet. Zuletzt wurden im November eine Frau und vier Kinder von der AANES an eine deutsche Delegation übergeben. Damit sind in mittlerweile sieben Rückführungen insgesamt 27 Frauen, 80 Kinder und ein Heranwachsender aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in die Bundesrepublik gebracht worden.