IS-Rückkehrerin Marcia M. in Celle angeklagt

Mit Marcia M. wird eine weitere IS-Rückkehrerin aus Nordostsyrien in Deutschland vor Gericht gestellt. Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des OLG Celle Anklage wegen Mitgliedschaft im sogenannten „Islamischen Staat“ erhoben.

Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Celle Anklage gegen die IS-Rückkehrerin Marcia M. erhoben. Die deutsche Staatsangehörige ist im vergangenen Oktober zusammen mit sieben Kindern, drei weiteren Frauen und einem Heranwachsenden aus Nordostsyrien nach Deutschland zurückgeholt worden. Bei der Ankunft in der Bundesrepublik wurden drei Personen verhaftet, darunter auch Marcia M. Neben der Mitgliedschaft im sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) wirft die Bundesanwaltschaft ihr ein Kriegsverbrechen gegen Eigentum vor.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft enthält die Anklageschrift folgenden Sachverhalt:

„Marcia M. ist Anhängerin des salafistischen Islam. Im September 2015 reiste sie mit ihrem Ehemann nach islamischem Ritus von Deutschland aus in die Türkei, um sich sodann nach Syrien zu der ausländischen terroristischen Vereinigung ,Islamischer Staat (IS)' zu begeben. Dort angekommen, schlossen sich die beiden dem IS als Mitglieder an. Die Angeschuldigte nahm in Raqqa an einer ideologischen Schulung der Vereinigung teil und erhielt Unterricht im Umgang mit Schusswaffen. Im Dezember 2015 bezogen sie und ihr Mann ein vom IS zur Verfügung gestelltes Haus in der Umgebung von Mossul (Irak). Dessen rechtmäßige Bewohner waren vor dem IS geflohen oder von der Organisation vertrieben worden.

Im Februar 2016 kehrte das Paar nach Raqqa zurück. Marcia M. trat einem Frauen-Bataillon des IS bei und erklärte sich zu Selbstmordattentaten bereit. Bei der Einheit absolvierte sie ein Schießtraining und wurde in die Herstellung von Sprengstoff eingewiesen. In der Folge stellte sie selbst Sprengstoffgürtel her. Zudem übersetzte die Angeschuldigte propagandistische Schriften für den IS. Für ihren Ehemann führte sie den Haushalt, was auch dazu diente, diesem die Teilnahme an Kampfeinsätzen zu ermöglichen. Für ihre Tätigkeiten erhielten die Eheleute eine monatliche Alimentation von der Vereinigung. Im Herbst 2016 planten in Syrien aufhältige IS-Mitglieder einen terroristischen Anschlag auf ein deutsches Musikfestival und rekrutierten dafür Kämpfer, die nach Deutschland geschleust werden sollten. Marcia M. war in das Vorhaben eingebunden und warb zwei in Deutschland aufhältige ,Glaubensschwestern' an, welche die Attentäter in der Bundesrepublik hätten heiraten und beherbergen sollen, um ihnen hier bis zur Begehung des Anschlags ein unauffälliges Leben zu ermöglichen. Die Ausreise der beiden ausgewählten IS-Kämpfer scheiterte, da die Grenze nicht mehr passierbar war.“

Laut Bundesanwaltschaft befand sich Marcia M. seit Oktober 2017 „im Gewahrsam von kurdischen Kräften in Syrien“. Im Zuge ihrer Wiedereinreise nach Deutschland am 5. Oktober 2022 wurde sie am Flughafen Frankfurt am Main festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Bisher 108 IS-Frauen und Kinder nach Deutschland zurückgeführt

Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) fordert seit der Zerschlagung der letzten IS-Enklave al-Baghouz im Frühjahr 2019 Unterstützung für den Umgang mit den internierten IS-Anhänger:innen und insbesondere die Rückführung ausländischer Dschihadistinnen und ihrer Kinder. Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die Rückholaktionen nach Deutschland vorerst beendet. Zuletzt wurden im November eine Frau und vier Kinder von der AANES an eine deutsche Delegation übergeben. Damit sind in mittlerweile sieben Rückführungen insgesamt 27 Frauen, 80 Kinder und ein Heranwachsender aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in die Bundesrepublik gebracht worden.

Gegen Cebrail Ö. und Kristin L., die zusammen mit Marcia M. im Oktober zurück nach Deutschland kamen, ist Anklage in Hamburg und Jena erhoben worden.

Foto: Symbolbild von 2022, Operation gegen den IS im Internierungslager Camp Hol in Nordsyrien