Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg Anklage wegen Mitgliedschaft im sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) gegen den deutschen Staatsangehörigen Cebrail Ö. erhoben. Darüber hinaus werden ihm Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen.
Wie aus den Angaben der BAW hervorgeht, ist Cebrail Ö. Opfer und Täter zugleich: „Im Juni 2013 nahm die Mutter des damals elfjährigen Cebrail Ö. diesen mit nach Syrien und schloss sich zusammen mit ihrem Ehemann nach islamischem Ritus der ausländischen terroristischen Vereinigung ,Islamischer Staat (IS)' an. Fortan erzog sie Cebrail Ö. im Sinne der IS-Ideologie. Ab dem dafür von der Vereinigung vorgesehenen Alter wurde der Angeschuldigte militärisch ausgebildet und in eine Kampfeinheit eingegliedert. Zwischen Anfang 2016 und Ende 2017 nahm er für den IS wiederholt an Kampfhandlungen teil. Von Oktober 2019 bis Ende 2021 war Cebrail Ö. in Syrien in einer Einrichtung zur Deradikalisierung männlicher Jugendlicher untergebracht. Auch dort trat er weiterhin als Mitglied des IS auf. Er führte eine größere Gruppe von Jugendlichen an, um die Ideologie der Vereinigung in der Einrichtung mittels Gewalt und Drohungen durchzusetzen. Bei einer Gelegenheit schlugen rund 20 Gruppenmitglieder auf Geheiß von Cebrail Ö. einen vermeintlich ungläubigen Jugendlichen zusammen. Einen anderen Jugendlichen schlug und trat der Angeschuldigte selbst. Einen weiteren Mitinsassen hielt er durch Todesdrohungen davon ab, ihn bei der Lagerverwaltung anzuzeigen und brachte den Betroffenen dazu, seine Hilfstätigkeit in der Einrichtung vorübergehend aufzugeben.“
Cebrail Ö. befand sich nach Angaben der BAW seit Ende 2017 „in Gefangenschaft bei kurdischen Kräften in Syrien“. Gemeint sind die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), ein multiethnischer Militärverband, in dem die Verteidigungseinheiten YPJ und YPG eine wesentliche Rolle spielen. Im Zuge seiner Wiedereinreise nach Deutschland wurde Cebrail Ö. am 6. Oktober 2022 festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.