Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) hat zwölf IS-Dschihadistinnen und 37 Kinder an Deutschland und die Niederlande übergeben. Zu diesem Zweck besuchten deutsche und niederländische Vertreter:innen am Dienstag das AANES-Büro für auswärtige Angelegenheiten in Nordsyrien und bedankten sich für die Zusammenarbeit. Die Frauen und Kinder waren zuvor in Lagern der Autonomieverwaltung untergebracht. Der deutschen Delegation wurden eine Frau und vier Kinder übergeben, der niederländischen Delegation elf Frauen und 33 Kinder.
Die IS-Rückkehrerin aus Deutschland stammt laut Medienberichten aus Offenbach und wurde bei der Einreise am Dienstagabend in Rheinland-Pfalz festgenommen. Ein Ermittlungsrichter am Oberlandesgericht Frankfurt ordnete für die 31-Jährige am Mittwoch Untersuchungshaft an. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ist sie „dringend verdächtig, Mitglied einer terroristischen Vereinigung im Ausland“ zu sein. Außerdem wird ihr die Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vorgeworfen. Die Frau soll 2011 gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren Kindern nach Pakistan ausgereist sein, wo sich ihr Ehemann der „Islamischen Bewegung Usbekistan“ als Kämpfer anschloss. Nach dem Tod des Mannes bei einem Drohnenangriff soll die Frau mit ihren Kindern nach Syrien weitergereist sein, um sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. Dabei soll sie die Gefahren in Kauf genommen haben, die ihren Kindern im Bürgerkriegsgebiet drohten. Die Frau soll in Syrien einen IS-Kämpfer geheiratet und innerhalb der IS-Verwaltung in einem sogenannten Witwenbüro gearbeitet haben. Anfang 2019 wurde sie von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) festgenommen und soll sich seitdem mit ihren Kindern in einem Internierungslager befunden haben.
Bisher 108 IS-Frauen und Kinder nach Deutschland zurückgeführt
Die AANES fordert seit der Zerschlagung der letzten IS-Enklave al-Baghouz in Nordostsyrien im Frühjahr 2019 Unterstützung für den Umgang mit den internierten IS-Anhänger:innen und insbesondere die Rückführung ausländischer Dschihadistinnen und ihrer Kinder ein. Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die Rückholaktionen nach Deutschland vorerst beendet. Anfang Oktober wurden sieben Kinder, vier Frauen und ein Heranwachsender aus Nordostsyrien nach Deutschland zurückgeholt. Damit sind in mittlerweile sieben Rückführungen insgesamt 27 Frauen, 80 Kinder und ein Heranwachsender aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in die Bundesrepublik gebracht worden. Rückholungen von Kindern sind laut Auswärtigem Amt nur mit Zustimmung und gleichzeitiger Rückholung der Mütter möglich. In weiteren Fällen wünschten die Mütter derzeit keine Rückholung.