Nordsyrische Wirtschaft im Visier des türkischen Staates

Die Landwirtschaft stellt eine der wichtigsten Grundlagen des Überlebens in Nord- und Ostsyrien dar. In vielen Gebieten ist die Landwirtschaft aufgrund der Angriffe des türkischen Staates vollkommen zum Erliegen gekommen.

Ein großer Teil der Bevölkerung von Nord- und Ostsyrien lebt von der Landwirtschaft. Trotz Diversifizierungsbemühungen der Selbstverwaltung stellt die Getreideproduktion die wichtigste Einnahmequelle in der Region dar. Auf diese Einnahmequelle zielt der türkische Staat insbesondere, so werden die Getreidesilos in Serêkaniyê (Ras Al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) systematisch geplündert und das Getreide in die Türkei abtransportiert.

Felder in Brand gesetzt

Das vergangene Jahr war von Feldbränden geprägt. Diese Brände wurden vor allem von protürkischen Milizen auf erntereifen Feldern gelegt. Nach Angaben des Komitees für Landwirtschaft und Ökonomie wurden dabei mehr als 100.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche vernichtet. Der Schaden wird auf etwa 40 Millionen Euro beziffert. Dêrik, an der Grenze nach Nordkurdistan gelegen, ist für seine besonders fruchtbaren Böden bekannt. Dennoch können die Bäuer*innen in Ain Dîwar im Kreis Dêrik seit fünf Jahren aufgrund der Angriffe ihre Felder nicht bearbeiten.

An der Grenze kann keine Landwirtschaft betrieben werden

Wenn Bäuer*innen versuchen auf ihre Felder zu gehen, dann werden sie von protürkischen Milizen oder der türkischen Armee beschossen. Immer wieder werden bei solchen Angriffen Menschen verletzt oder getötet. Allein bei Ain Dîwar liegen daher fast 2.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche brach.

Gemüseproduktion trotz Angriffen

Die Bäuer*innen in Ain Dîwar haben nun damit begonnen die Aussaat von Gemüse im Dorf und dessen Umgebung vorzubereiten. Die Einwohner*innen der Dörfer am Tigrisufer Çemşeref, Şekirxac, Beravê und Mezrê pflanzen vor allem Gurken, Tomaten, Auberginen, Paprika und Honigmelonen an.

1.297.500 Hektar unter Besatzung

Das Landwirtschaftskomitee berichtet, dass in Girê Spî und Serêkaniyê 1.297.500 Hektar landwirtschaftliche Fläche unter Kontrolle der Invasionstruppen stehen. Auch um Qamişlo herum können 50.000 Hektar nicht bearbeitet werden.

Flüsse werden trockengelegt

Eine andere Methode, mit der der türkische Staat die nordsyrische Ökonomie zu schädigen sucht, ist das Reduzieren der Durchflussmenge der Flüsse Euphrat und Tigris mithilfe der GAP-Staudämme. Die Flüsse sind Quelle der Fruchtbarkeit der Region und dienen auch der Bewässerung der Felder. Neben der Reduktion des Durchflusses wird systematisch Schmutzwasser in die Flüsse eingeleitet. Dies führt ebenfalls zur Zerstörung der Feldfrüchte.