Nordsyrien unter Dauerbeschuss

Die selbstverwalteten Gebiete in Nordsyrien werden täglich von den türkischen Besatzungstruppen und ihren islamischen Proxys angegriffen. Heute werden Artillerieangriffe aus Ain Issa und Şehba gemeldet.

Die türkischen Besatzungstruppen führen Artillerieangriffe auf Ain Issa und Şehba durch. In der Region Ain Issa sind zeitgleich Mörsergranaten am Stadtrand, den Dörfern Muelek und Seyda und an der Straße M4 eingeschlagen. Laut ANHA haben die Angriffe während der Durchfahrt eines russischen Militärkonvois stattgefunden. Der Konvoi hat Ain Issa inzwischen verlassen, der Angriff dauert an.

 

Tägliche Angriffe auf Şehba

In dem weiter westlich gelegenen Kanton Şehba ist heute der Staudamm mit Artilleriegeschossen bombardiert worden. Die Region, in der seit knapp drei Jahren ein Großteil der Efrîn-Vertriebenen lebt, wird ebenso wie Ain Issa täglich angegriffen. Am 23. Januar sind in der Kleinstadt Til Rifat vier Menschen von einer türkischen Granate getötet worden, acht Menschen wurden verletzt. Zwei der Todesopfer waren erst acht und zwölf Jahre alt.

Angriffe auf Dörfer bei Minbic

Neben den täglichen Bombardierungen in Ain Issa und Şehba ist auch Til Temir und Minbic (Manbidsch) häufige Angriffsziele der türkischen Truppen. Am Dienstagabend wurden die Dörfer Ewn Dadat, Seyda, Ereb Hesen, Mihsenlî, Tuxar, Hoşeriye und El Cat im Nordwesten von Minbic stundenlang mit schweren Waffen beschossen. In den Dörfern entstanden Sachschäden. Für die Verteidigung der Region sorgt der örtliche Militärrat, ein Mitgliedsverband der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). In Minbic herrschte über zweieinhalb Jahre die Terrormiliz IS über die Bevölkerung. Am 1. Juni 2016 leiteten die QSD gemeinsam mit dem Militärrat am Tischrin-Staudamm eine Offensive zur Befreiung der Stadt ein. Insgesamt 75 Tage dauerte der Kampf um Minbic. Er war ein voller Erfolg, an dem vor allem YPJ-Kämpferinnen maßgeblich beteiligt waren. Am 15. August 2016 verkündete der Militärrat den Sieg über den IS. Seitdem wird die Stadt von einem Zivilrat verwaltet, in dem alle Bevölkerungsgruppen und vor allem auch Frauen vertreten sind.

Destabilisierungsversuche in Deir ez-Zor

Mit den dauerhaften Angriffen auf die selbstverwalteten Gebiete in Nordsyrien soll die Bevölkerung zermürbt und in die Flucht getrieben werden. Ein weiteres großes Problem stellen zudem die Destabilisierungsversuche im Großraum Deir ez-Zor dar. Die Region im Osten von Syrien mit ihren reichen Öl- und Gasvorkommen befindet sich im Fadenkreuz sowohl des türkischen als auch des syrischen Regimes. Durch gezielte Attentate von Schläferzellen gegen Mitarbeiter der Autonomiebehörden und angesehene Persönlichkeiten wie arabisch-sunnitische Stammesangehörige soll Deir ez-Zor geschwächt und die Bevölkerung gegen die Selbstverwaltung aufgebracht werden. Als Mittel zu diesem Zweck genießt nicht nur der „Islamische Staat (IS) die Unterstützung beider Mächte. Das syrische Regime setzt darüber hinaus eigene Agenten und Regierungstruppen ein.

Arabische Lokalpolitikerinnen vom IS geköpft

Am 22. Januar wurden im Kanton Hesekê zwei arabische Lokalpolitikerinnen verschleppt und enthauptet. Zu dem Verbrechen hat sich der IS bekannt. Sada al-Harmoush war Ko-Vorsitzende des Zivilrats der Gemeinde Til Sheir, Hind al-Khedr war ihre Stellvertreterin und gleichzeitig zuständig für das Ökonomie-Komitee.