Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (Komalên Jinên Kurdistanê, KJK) hat sich zu dem Mord an den beiden Lokalpolitikerinnen Sada al-Harmoush und Hind al-Khedr im nordsyrischen Kanton Hesekê geäußert. Sada al-Harmoush war Ko-Vorsitzende des Zivilrats der Gemeinde Til Sheir, Hind al-Khedr war ihre Stellvertreterin und gleichzeitig zuständig für das Ökonomie-Komitee. Die beiden Frauen waren am 22. Januar von schwer bewaffneten Männern verschleppt worden. Ihre enthaupteten Leichen wurden Stunden später am Straßenrand gefunden. Der „Islamische Staat“ (IS) hat sich zu den Morden bekannt.
Die KJK bezeichnet Sada al-Harmoush und Hind al-Khedr als „führende arabische Frauen und Weggefährtinnen“ und spricht den Angehörigen und ihren Mitkämpferinnen ihr Beileid aus. Weiter heißt es in der Erklärung:
„Der IS als paramilitärische Kraft des männlichen Herrschaftssystems und der hinter ihm stehende türkische Staat wollen allen organisierten Frauen im Mittleren Osten mit diesem brutalen Verbrechen eine Botschaft vermitteln. Der Frauenbefreiungskampf im Mittleren Osten ist bahnbrechend. Frauen beteiligen sich aktiv im Rahmen der von Abdullah Öcalan vorgelegten Frauenbefreiungsideologie am Aufbau einer demokratischen Nation. Nord- und Ostsyrien ist das Zentrum dieser organisierten Arbeit. Araberinnen, Suryoye, Turkmeninnen, Kurdinnen und viele weitere Frauen haben gezeigt, dass der Aufbau einer demokratischen Gesellschaft von Frauen angeführt wird. Durch den Einsatz von Frauen bei der Revolution von Rojava ist eine Frauenrevolution entstanden, von der sich Frauen weltweit inspirieren lassen. Dieses System wird von organisierten Frauen überall verteidigt. Die organisierte Kraft von Frauen macht dem patriarchalen System Angst. Aus diesem Grund finden in umfassender Form Angriffe auf Frauen statt.“
Frauen im Mittleren Osten sollen eingeschüchtert werden
„Die faschistische AKP-Regierung und ihre Partner vom IS greifen überall organisierte Frauen an. Der IS hat Tausende Frauen verschleppt und als Sklavinnen missbraucht. In Efrîn sind nach der türkischen Besatzung ebenfalls Hunderte Frauen verschleppt worden. Bei der Invasion in Serêkaniyê [Ras al-Ain] und Girê Spî [Tall Abyad] ist die Politikerin Hevrîn Xelef brutal hingerichtet worden. Zuletzt sind Sada al-Harmoush und Hind al-Khedr gezielt ermordet worden. Mit diesen Angriffen will das faschistische Pack, dessen Ideologie auf Feminizid basiert, die Frauen im Mittleren Osten einschüchtern und vom Kämpfen abhalten. Abdullah Öcalans Paradigma der Frauenbefreiung hat insbesondere bei arabischen Frauen großes Interesse geweckt und zum organisierten Kampf geführt. Im gesellschaftlichen Leben von Araberinnen sind dadurch große Veränderungen entstanden. Arabische Frauen haben sich von den reaktionären und traditionellen gesellschaftlichen Rollenbildern befreit und aktiv beim Aufbau einer demokratischen Nation mitgearbeitet. Sie haben gezeigt, dass sie aller Angriffe zum Trotz auf ihrem Kampf beharren.“
Angriff auf das kurdisch-arabische Bündnis
„Die brutalen Morde an Sada und Hind sind auch ein Angriff auf das kurdisch-arabische Bündnis, das sich auf historische Traditionen stützt und das Wesen der demokratischen Nation ausmacht. Dieses Bündnis hat das Potential, viele systemische Balancen im Mittleren Osten zu kippen. Araberinnen und Kurdinnen gehören zu den uralten Völkern des Mittleren Ostens. Das Bündnis zwischen ihnen bedroht das männliche Herrschaftssystem. Das Zusammenleben der Völker erschüttert das etatistische System. Diese Erschütterung findet in intensivster Form in Syrien statt. Für den eigenen Machterhalt versucht das etatistische System, Zwietracht zwischen den Völkern zu stiften. Es unternimmt alles, um Konflikte zu schüren und das Zusammenleben zu zerstören. Der organisierte gemeinsame Kampf der Völker wird vor allem von Frauen aktiv verteidigt. Trotz der Angriffe des männlichen Herrschaftssystems auf das Zusammenleben wird die Schwesterlichkeit von Frauen jeden Tag größer.“
Die kalte Klaue des Patriarchats zerfetzen
„Wir Frauen kennen dieses brutale Vorgehen von den Morden in Paris und Silopiya. Die Morde im Kanton Hesekê sollen den Frauenkampf zum Rückzug zwingen. Frauen machen jedoch überall deutlich, dass sie weiterkämpfen werden. Sie reagieren auf die Angriffe, in dem sie sich organisieren und verbünden. Aus diesem Grund erklären wir, dass auch wir uns niemals einschüchtern und von unserem Kampf abbringen lassen werden. Wir geben unser Wort, dass wir die Frauen und die gesamte Gesellschaft gegen Feminizid verteidigen werden, bis die brutale und kalte Klaue der Männlichkeit zerfetzt ist. Wir rufen alle Frauen zum ununterbrochenen Kampf gegen die Mentalität und das Vorgehen des männlichen Herrschaftssystems auf. Wir rufen dazu auf, die Einheit unter Frauen im Mittleren Osten zu verstärken und mit ganzer Kraft an den Aktionen für unsere Weggefährtinnen Sada und Hind teilzunehmen.“