„Mein Sohn hat sich daran beteiligt, die Welt vor dem IS zu schützen“

Imran Khalif brach in Eigeninitiative auf, um den Angriff des IS auf Hesekê und das Sina-Gefängnis zu stoppen. Er kam im Kampf ums Leben. Sein Vater sagt, er empfinde Stolz, da sein Sohn gefallen ist, um die Welt vor dem Terror zu schützen.

Die Revolution von Rojava brachte eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung mit sich. Während das Assad-Regime immer darauf setzte, die unterschiedlichen ethnischen und weltanschaulichen Identitäten Syriens gegeneinander auszuspielen und so die eigene Herrschaft zu stabilisieren, setzt die Selbstverwaltung auf die gleichberechtigte Integration aller gesellschaftlichen Komponenten. Imran Khalif ist dafür ein Beispiel. Der arabische QSD-Kämpfer opferte im Januar sein Leben im Kampf gegen den IS-Angriff in Hesekê.

Khalaf kam im etwa acht Kilometer von Dirbêsiyê entfernten Dorf Bikifri Harb als Mitglied des arabischen Stammes Harb zur Welt. Er wuchs in einer vierköpfigen Familie auf und besuchte die Mittelschule. Anschließend fing er an zu arbeiten, um seine Familie zu unterstützen. Er war Vater zweier Kinder. Um die Region vor den Bedrohungen durch den IS und die Türkei zu schützen, schloss er sich 2021 den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) an. Nach Abschluss seiner Ausbildung nahm er an der Verteidigung des Stadtteils Xiwêran gegen den am 20. Januar 2022 gestartet Großangriff des IS teil.

Suleyman Khalif vor dem Bild seines gefallenen Sohns Imran

Sein Vater Suleyman Khalif berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA, sein Sohn sei zu Hause gewesen, als der IS-Angriff auf das Sina-Gefängnis in Hesekê begann. Er sei sofort aufgebrochen, um mit den anderen Kämpfer:innen an der Front in Kontakt zu kommen. Der Vater erinnert sich: „Seine Mutter und ich sagten ihm, er solle zu Hause bleiben, bis sich die Situation beruhigt habe, aber er weigerte sich und erklärte, er wolle seine Freunde dort erreichen. Nachdem er nach Hesekê gegangen war, hörten wir eine große Explosion. Da haben wir versucht, ihn zu erreichen. Aber wir konnten ihn nicht erreichen, weil sein Telefon ausgeschaltet war. Später erfuhren wir, dass er im Kampf gegen den IS gefallen war.“ Khalif berichtet, das ganze Dorf sei in Trauer wegen des Todes seines Sohnes. Er als Vater empfinde Stolz, da sein Sohn daran beteiligt war, die Region und die Welt ein weiteres Mal vor der Gefahr durch den Terror zu retten.

Saleh Khalif, Onkel des Gefallenen

Ein Onkel des Gefallenen, Saleh Khalif, beschreibt seinen Neffen wie folgt: „Imran liebte seine Arbeit. Er half seinem Vater zu Hause. Deswegen liebten ihn alle sehr.“ Saleh Khalif appelliert: „Wenn die internationale Gemeinschaft weiterhin schweigt und nichts gegen die IS-Angriffe unternimmt, werden sich diese Angriffe wiederholen.“ Er fordert die Einrichtung eines internationalen Tribunals für die Verfahren gegen die in Nord- und Ostsyrien gefangenen IS-Dschihadisten.