Kurdische Journalistin stellt Strafanzeige gegen Polizei
Die kurdische Journalistin Dilan Kartal geht juristisch gegen die türkische Polizei in Amed vor. Sie berichtet von Drohungen und Überwachung.
Die kurdische Journalistin Dilan Kartal geht juristisch gegen die türkische Polizei in Amed vor. Sie berichtet von Drohungen und Überwachung.
Die kurdische Journalistin Dilan Kartal hat beim Menschenrechtsverein IHD Beschwerde eingereicht, nachdem sie eigenen Angaben zufolge mehrfach von der türkischen Polizei bedroht und überwacht wurde. Kartal erstattete zudem Strafanzeige. Begleitet von Vertreter:innen mehrerer Journalistenverbände machte Kartal den Sachverhalt am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des IHD-Ortsverbands in Amed (tr. Diyarbakır) öffentlich.
Anlass ihrer Beschwerden ist demnach ein Vorfall vom 16. April, bei dem Kartal im Stadtgebiet von Amed von Polizisten in Zivil gestoppt und bedrängt wurde. Bereits am 21. März, dem Tag des kurdischen Neujahrsfestes Newroz, war sie laut eigener Aussage von der Polizei mit Festnahme und weiterer Repression bedroht worden.
NGOs fordern Aufklärung
Der IHD sowie der Journalistenverein Dicle Firat (DFG) und die Vereinigung der Journalistinnen Mesopotamiens (MKG) verurteilten das Vorgehen gegen Kartal. Der Vorsitzende der IHD-Sektion in Amed, Ercan Yılmaz, erklärte: „In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Journalist:innen, Studierende, Gewerkschafter:innen und Aktivist:innen unter dem Vorwand der ‚Agentenanwerbung‘ unter Druck gesetzt worden.“
Allein im Jahr 2024 seien laut den Zahlen des IHD mindestens 87 Menschen in der Türkei von solcher Einschüchterung betroffen gewesen, die meisten Beschwerden gab es in den kurdischen Provinzen des Landes. Yılmaz forderte vom Innenministerium und dem Gouverneursamt Diyarbakır, strafrechtliche Schritte gegen die beteiligten Polizeikräfte einzuleiten.
Kartal: „Journalismus ist kein Verbrechen“
Dilan Kartal selbst betonte, dass sie gezielt ins Visier genommen werde, um sie von ihrer journalistischen Arbeit abzuhalten: „Man will uns einschüchtern und daran hindern, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch wir stehen für eine Berichterstattung im Dienst der Gesellschaft. Journalismus ist kein Verbrechen.“
Kartal arbeitet für unabhängige kurdische Medien und berichtet regelmäßig über soziale und politische Entwicklungen in der Region. Roza Metina, Vorsitzende der MKG, wies auf die systematische Bedrohungslage hin, der insbesondere kurdische Journalistinnen ausgesetzt sind: „Morgen ist der Tag der kurdischen Presse – und dennoch erleben wir weiterhin Einschüchterung und Angriffe. Als MKG werden wir solchen Übergriffen nicht tatenlos zusehen. Diese Methoden werden uns nicht zum Schweigen bringen.“
Sie forderte einen besseren rechtlichen Schutz für Journalist:innen in der Türkei – insbesondere für Frauen, die mehrfacher Diskriminierung und Repression ausgesetzt seien.
Repression gegen kurdische Medien
Der Fall Dilan Kartal reiht sich ein in eine lange Liste von Repressionen gegen die kurdische Presse in der Türkei. Immer wieder berichten Journalist:innen über Überwachung, Inhaftierungen und Einschüchterung, insbesondere wenn sie über Menschenrechtsverletzungen, Polizeiübergriffe oder die kurdische Frage berichten. Die Kriminalisierung von Medienschaffenden durch staatliche Stellen gilt als strukturelles Problem. Internationale Organisationen wie Reporter ohne Grenzen kritisieren die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei regelmäßig aufs Schärfste.