Nach Herzinfarkt: Schwerkranker Gefangener zurück im Gefängnis

Der schwerkranke politische Gefangene Mehmet Emin Çam ist nach einem Herzinfarkt zurück ins Gefängnis verlegt worden – trotz seines kritischen Gesundheitszustands. Die Entscheidung sorgt bei Familie und Menschenrechtsorganisationen für scharfe Kritik.

Mehmet Emin Çam

Der schwerkranke politische Gefangene Mehmet Emin Çam ist nach einem akuten Herzinfarkt zurück ins Gefängnis verlegt worden – trotz seines kritischen Gesundheitszustands. Die Entscheidung sorgt bei Familie und Menschenrechtsorganisationen für scharfe Kritik.

Der im T-Typ-Gefängnis von Batman (ku. Êlih) inhaftierte Çam, der an schweren gesundheitlichen Problemen leidet, darunter ein Hirntumor und eine linksseitige Lähmung, war vor sechs Tagen nach einem Herzinfarkt in das Bildungs- und Forschungskrankenhaus in Êlih eingeliefert und dort intensivmedizinisch behandelt worden. Nun wurde bekannt, dass der 73-Jährige wieder in seine Einzelzelle überführt wurde – obwohl seine gesundheitliche Lage weiterhin kritisch ist.

Familie übt scharfe Kritik

Seine Tochter Şimel Çam zeigte sich erschüttert: „Wir haben auf einen Beschluss zur Aussetzung seiner Strafe gewartet, stattdessen erfahren wir, dass er ins Gefängnis zurückgebracht wurde. Die Bedingungen dort bedeuten für meinen Vater den sicheren Tod.“

Şimel Çam

Die behandelnden Ärzt:innen hätten ihr mitgeteilt, dass der durch eine Operation geöffnete Herzkranzgefäßabschnitt von Çam stabil sei, die zwei verbleibenden verengten Gefäße aber medikamentös behandelt würden. „Mein Vater wurde zwar zu einer Nachkontrolle einbestellt, aber wie soll das unter den Bedingungen im Gefängnis möglich sein? Das ist kein Ort für einen Schwerkranken. Diese Grausamkeit muss ein Ende haben“, so Şimel Çam weiter.

Zweite Herzattacke innerhalb kurzer Zeit

Bereits vor dem Herzinfarkt vor knapp einer Woche war Mehmet Emin Çam am 10. April nach einem Schwächeanfall kurzzeitig im Krankenhaus. Trotz des bekannten Risikos wurde er nach nur einer Nacht zurück in seine Einzelzelle gebracht. Sechs Tage später folgte der nächste, schwerere Anfall. Dabei ist Çam schon einmal am Herzen operiert worden. Menschenrechtsorganisationen wie der IHD sowie zahlreiche politische Gruppen hatten in den letzten Tagen seine sofortige Entlassung gefordert – bislang ohne Erfolg.

Systematische Missachtung von Gesundheitsrisiken

Der Fall Çam ist kein Einzelfall: Zahlreiche Berichte dokumentieren eine systematische Missachtung medizinischer Standards gegenüber kranken politischen Gefangenen in der Türkei. Trotz mehrfacher Operationen und diagnostizierter schwerer Krankheiten erhalten Inhaftierte keine ausreichende Versorgung, Entlassungen wegen Haftunfähigkeit werden verweigert.

Die Familie von Mehmet Emin Çam sowie Unterstützer:innen aus Zivilgesellschaft und Politik fordern weiterhin seine bedingungslose Freilassung zur medizinischen Behandlung. „Gesundheit ist ein Menschenrecht, auch hinter Gittern“, so Şimel Çam. „Mein Vater darf nicht in der Zelle sterben.“