Drohnenangriffe auf Wohnhäuser
Die Türkei setzt ihre Angriffswelle auf Nord- und Ostsyrien mit aller Härte fort. In zahlreichen Städten der Autonomieregion gab es den gesamten Samstag über Luft- und Bodenangriffe, die hauptsächlich zivile Siedlungsgebiete und die Infrastruktur betrafen. Allein im Kanton Efrîn-Şehba zählte die Sicherheitsbehörde Asayîş mehr als fünfzig Bombardements auf Dörfer sowie das Stadtzentrum von Tel Rifat. In der in der Koçerat-Region bei Dêrik zielten Drohnen auf eine Erdölraffinerie und Tanklager, in Çelebiyê (al-Dschalabiyya) südlich von Kobanê nahmen Kampfbomber eine Zementfabrik ins Visier. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Basis der Asayîş, die bei gemeinsamen Missionen auch von Truppen der internationalen Anti-IS-Koalition genutzt wird. Ob der Stützpunkt ebenfalls getroffen wurde, ist unklar.
Weitere Angriffe richteten sich gegen Getreidesilos, ein Vertriebenenlager sowie mehrere Dörfer in und um Ain Issa. Im christlich geprägten Til Temir wurde ein Landwirtschaftsbetrieb bombardiert, eine 30-jährige Frau erlitt dabei eine Verletzung am Arm und wurde ins Krankenhaus gebracht. Außerdem wurde in Til Temir eine private Heulagerhalle attackiert.
Beschuss von Til Temir
Kind bei Beschuss von Minbic getötet
Im Ort Xirb Sûqiye bei Tirbespiyê wurden mehrere Wohnhäuser von Drohnen angegriffen. Nach Angaben der Asayîş ist der Schaden immens, Hinweise auf Verletzte oder gar Tote gab es bislang nicht. In Minbic starb jedoch ein Kind. Der tödliche Angriff hatte seine Quelle in einem Stützpunkt der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Verbündeten in der nördlich von Minbic gelegenen Besatzungszone, teilte der örtliche Militärrat mit.
Militärrat von Minbic kündigt Vergeltung an
Darüber hinaus seien mehrere Menschen verletzt worden, als Häuser am Rande der Nordfront direkt ins Visier genommen wurden. „Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass wir lediglich in der Defensive bleiben, während Bomben auf unsere Bevölkerung fallen. Alle Stützpunkte des Feindes und der mit ihm verbundenen Gruppierungen sind unser Ziel. Unser Versprechen an die Bevölkerung von Minbic lautet, dass wir den Angreifern auf die angemessenste Weise antworten werden“, erklärte der Militärrat.
Mörsergeschosse schlagen in Tel Rifat ein
Dutzende Tote und Verletzte
Die Türkei hat ihre derzeitige Angriffswelle gegen Nord- und Ostsyrien in der Nacht zum Donnerstag gestartet. Seitdem sind den Daten der Sicherheitsbehörden der Selbstverwaltung zufolge mindestens 18 Menschen getötet und über 50 weitere teils schwer verletzt worden. Neben Zielen in Nord- und Ostsyrien bombardiert die türkische Armee auch die Kurdistan-Region des Irak (KRI) und die ezidische Şengal-Region. Dort kamen sechs Kämpfer der Widerstandseinheiten YBŞ ums Leben, eine Zivilistin wurde bei einem Drohnenangriff auf ihr Wohnhaus verletzt.
Kein Recht auf Vergeltung
Als Rechtfertigung für die Militärgewalt dient der türkischen Regierung ein Anschlag tags zuvor auf einen Rüstungskonzern in der Nähe von Ankara, bei dem fünf Angestellte getötet und weitere 20 Menschen verletzt wurden. Zu dem Angriff hat sich die Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bekannt. Ohne Beweise behauptet der türkische Staat jedoch, die beiden an der Aktion beteiligten Kämpfer:innen seien aus Syrien in die Türkei „eingesickert“ und begründet die Angriffe mit „Vergeltung“ – verweist zugleich auf das Recht auf Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Die Zerstörung ziviler Ziele ist jedoch nicht durch das Selbstverteidigungsrecht eines Staates gedeckt und stellt ein Kriegsverbrechen dar.