Zwischen Kunst, Philosophie und Erinnerung
In der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) ist das internationale kulturelle Erinnerungsprojekt „Vergangenheit ist Zukunft“ (tr. „Geçmiş Gelecektir“) eröffnet worden. Initiiert von dem Forscher und Autor Ulaş Bager Aldemir, zielt das Projekt darauf ab, das intellektuelle und politische Erbe der 1960er Jahre sichtbar zu machen. Die Veranstaltung im Çand Amed Kultur- und Kongresszentrum wird von der Stadtverwaltung unterstützt und zog bei der Eröffnung zahlreiche Menschen an, darunter lokale und internationale Gäste sowie Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen.
Ein Projekt zwischen Kunst, Philosophie und Erinnerung
Das Projekt „Vergangenheit ist Zukunft“ dokumentiert durch Interviews mit führenden linken Intellektuellen wie Alain Badiou, Etienne Balibar, Tariq Ali, Janette Habel, Michael Löwy, Gretchen Dutschke-Klotz und Jeremy Corbyn die politischen und philosophischen Strömungen der 1960er Jahre. Diese Gespräche wurden in einem Buch zusammengefasst, das in diesem Monat im Istanbuler Verlag Ayrıntı Yayınları veröffentlicht wurde. Die Einleitung des Buches stammt von der Autorin Nadire Mater, dem sozialistischen Aktivisten und HDP-Ehrenvorsitzenden Ertuğrul Kürkçü und dem Verfassungsrechtler und DEM-Abgeordneten Mithat Sancar.

Ein zentrales Element der Veranstaltung ist die Ausstellung von improvisierten Zeichnungen der Künstlerin Ayla Aksoyoğlu, die die im Buch porträtierten Persönlichkeiten visuell interpretierte. Die Besucher:innen haben die Gelegenheit, die Ausstellung gemeinsam mit der Künstlerin zu besichtigen und sich über die Hintergründe der Werke auszutauschen.
Solidarität mit Sırrı Süreyya Önder
Die Eröffnungsveranstaltung wurde alleridngs von der Nachricht überschattet, dass der DEM-Politiker und Filmemacher Sırrı Süreyya Önder aufgrund eines schweren Herzinfarkts nicht teilnehmen konnte. Sowohl Ulaş Bager Aldemir als auch Ayla Aksoyoğlu äußerten ihre Genesungswünsche und betonten die Bedeutung von Önders Arbeit für die kulturelle und politische Landschaft der Türkei.

Amed als Ort des kollektiven Gedächtnisses
Doğan Hatun, Ko-Bürgermeister von Amed, hob in seiner Rede die Bedeutung der Stadt als Ort des kollektiven Gedächtnisses hervor. Er erinnerte an Persönlichkeiten wie Vedat Aydın, Musa Anter und Hafız Akdemir und betonte die Notwendigkeit, die Erinnerung an solche Figuren lebendig zu halten. Hatun äußerte die Hoffnung, dass durch Projekte wie „Vergangenheit ist Zukunft“ eine Kultur des Friedens und der Verständigung gefördert wird.
Fortsetzung des Programms
Im Rahmen des Projekts finden weitere Veranstaltungen statt, darunter eine kulturelle Gedächtniswerkstatt mit Zeichnungen und mündlichen Geschichtsarbeiten. Zudem werden Vorträge von internationalen Gästen wie Michael Löwy, Eleni Varikas, Gretchen Dutschke-Klotz sowie von kurdischen und türkischen Persönlichkeiten wie Ahmet Türk, Mithat Sancar, Gültan Kışanak, Ömer Laçiner und Cengiz Çandar angeboten.