Der letzte Teil der Serie von Interviews mit gefangenen IS-Dschihadisten beschäftigt sich mit Adil Restam Madrakhimov. Madrakhimov ist 1961 in Usbekistan geboren und sagt, er sei im Jahr 2014 zusammen mit seiner sechsjährigen Tochter auf Arbeitssuche nach Konya gekommen. Nach der IS-Geiselnahme im Konsulat von Mosul wurde er in der Türkei festgenommen, weil sein Pass abgelaufen war.
Die Besetzung von Mosul
Am 9. Juni 2014 griff der „Islamische Staat“ Mosul an. Bereits am 10. Juni war Mosul vom IS eingenommen. Am 11. Juni wurde das türkische Konsulat in Mosul besetzt und 49 Personen, den Generalkonsul Öztürk Yılmaz eingeschlossen, wurden vom IS festgehalten.
Einige Monate später, am 15. September 2014, begann der IS mit einem massiven Angriff auf Kobanê. Zwei Tage nach dem Angriff lieferte der türkische Staat dem IS Munition für schwere Waffen und Panzer über das Dorf Sleib Qaran zwischen Girê Spî und Kobanê. Kurz darauf wurden am 20. September die vom IS festgehaltenen Konsulatsmitarbeiter an die Türkei übergeben. Als Gegenleistung übergab der türkische Staat 200 Personen aus seinem Gewahrsam an den IS.
Präsident Erdoğan erklärte damals, man habe die 49 Konsulatsmitarbeiter mit Hilfe einer „Geheimdienstoperation“ gerettet. Die Realität sieht anders aus, der IS schickte seine „Gäste“ über den Grenzübergang bei Girê Spî offiziell zurück in die Türkei. Zu dieser Zeit gab es enge Abkommen zwischen dem IS und dem türkischen Staat.
Einer der vom IS an den türkischen Staat übergebenen Personen war Adil Restam Madrakhimov. Er berichtet, dass er nach zwei Monaten im Gefängnis von Konya nach Usbekistan abgeschoben werden sollte. Aber der MIT intervenierte und übernahm den Gefangenen: „Der MIT sperrte mich und meine Tochter in ein Auto. Wir wussten nicht, wo es hingehen sollte. Dann erreichten wir Tell Abyad [Girê Spî], das damals unter der Kontrolle des IS stand. Der MIT übergab uns dem IS. Da begriff ich, dass es ein Abkommen zwischen dem IS und der Türkei gegeben hatte.“ Madrakhimov sagt, dass der MIT die 200 Personen ausländischer Staatsangehörigkeit in der Türkei auf verschiedene Weise entführt hätte. „Der türkische Staat hat gegen die 49 Personen, die im Konsulat in Mosul festgehalten wurden, dem IS 200 Ausländer übergeben“, erklärt er.
Madrakhimov berichtet, dass er in ein sogenanntes „Gästehaus“ des IS gebracht wurde und dort eine Person aus Dagestan in der selben Situation kennengelernt habe: „Der Dagestaner sagte, er sei in Istanbul direkt nach seiner Ankunft vom MIT gefangen genommen und dem IS übergeben worden.“
In der Türkei gibt es IS-Büros zur Rekrutierung ausländischer Dschihadisten
Seine Tochter habe große Sehnsucht nach ihrer Mutter gehabt, erklärt er. Deshalb sollte diese in die Türkei kommen und sich an ein Büro für „Mudschahirun“ [ausländische Dschihadisten] wenden, welches den Grenzübertritt der Ehefrau organisieren würde. Und so reiste sie in die Türkei. Die Dschihadisten brachten die IS-Frauen an einen Ort extra für Frauen in Istanbul. Als Madrakhimov seine Frau kontaktierte, erfuhr er, dass sie mit vielen ausländischen Frauen zusammen untergebracht ist. Seine Frau sei schockiert von dem Ort gewesen und ging zurück nach Usbekistan.
Madrakhimov ergibt sich den QSD
Nachdem Madrakhimov 2016 vom MIT nach Syrien gebracht worden war, wurde er zunächst nach Raqqa geschickt. Als die Befreiungsoffensive 2017 begann, ging er nach Mayadin und von dort aus aufgrund der Bombardierung durch das Regime nach Hajin. Ende 2018 hat er sich den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) ergeben.