IS bekennt sich zu Anschlag in Til Koçer

Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hat sich zu dem Anschlag vom Sonntag auf die arabische Stammesmiliz „Quwwat as-Sanadid“ in Til Koçer bekannt.

Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hat den Anschlag auf die arabische Stammesmiliz „Quwwat as-Sanadid“ in der syrisch-irakischen Grenzstadt Til Koçer (Al-Yarubiyah) für sich reklamiert. Zwei Angreifer auf Motorrädern hätten mit Maschinengewehren auf ein Fahrzeug des Kampfverbands gezielt und drei seiner Mitglieder getötet, hieß es bei einer im Internet verbreiteten Mitteilung des IS-Sprachrohrs Amaq am Montag.

Der Angriff auf die Miliz des arabischen Schammar-Stammes hatte sich am Sonntag nahe der Ortschaft Elî Axa ereignet. Neben drei Toten forderte der Anschlag auch Verletzte. Die Zahl der Verwundeten war zunächst mit fünf angegeben worden, inzwischen wurden die Angaben nach unten korrigiert. Demnach seien nur vier Sanadid-Kämpfer verletzt worden. Sie werden weiterhin in einer Klinik in Dêrik behandelt.

Quwwat as-Sanadid

Die Quwwat as-Sanadid (dt: „Kräfte der Mutigen“) ist die Armee des von Scheich Humaydi Daham Al-Hadi geführten sunnitisch-arabischen Schammar-Stammes. Die 2013 gegründete Miliz umfasst etwa 10.000 Kämpfer und ist ein Mitgliedsverband der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Die Schammar bewohnen die Gegenden um Til Koçer, das zugleich Verwaltungszentrum von über 60 Orten im Umland ist, und Dschaza (Jazaa) im Grenzgebiet zum Irak. Der Großverband unterstützt die Idee, die hinter dem demokratischen Projekt Rojava steckt und hat sich unter anderem am Kampf gegen den IS beteiligt. An der Seite der YPG/YPJ und dem assyrisch-aramäischen Militärrat der Suryoye (MFS) waren die Quwwat as-Sanadid maßgeblich daran beteiligt, große Landstriche in Ostsyrien vom Terror zu befreien. Mehrmals hatte der IS deshalb Vergeltungsangriffe auf den Familienverband verübt. Im November 2019 war in Til Koçer ein Kontrollpunkt der Schammar überrannt worden, drei Sanadid-Kämpfer wurden vom IS hingerichtet.

IS reorganisiert sich

Der IS hat sein „Kalifat“ zwar verloren, aber im Untergrund existiert das weitverzweigte Netzwerk der Terrororganisation weiter. Seit Monaten meldet sich der besiegt geglaubte IS wieder verstärkt zurück; sowohl in Syrien als auch im Irak kommt es immer wieder zu Anschlägen. Die Dschihadisten profitieren von der fragilen Stabilität und den Konflikten in beiden Ländern, für die vor allem die Türkei entweder direkt verantwortlich ist oder in die sie verwickelt ist. Hochrangigen Dschihadisten, denen im Verlauf der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê“ der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) die Flucht in die Wüste im syrisch-irakischen Grenzgebiet gelungen war, konnten sich im Schatten der türkischen Invasionen in Nordsyrien weitestgehend unbehelligt reorganisieren, besonders seit dem Angriffskrieg auf Serêkaniyê und Girê Spî. Schon länger ist zudem bekannt, dass als Hauptfeld für die Reorganisierung des IS in Syrien die türkische Besatzungszone dient.