Die von den Vereinigten Staaten angeführte Anti-IS-Koalition hat bei einer Operation im Norden von Syrien nach eigenen Angaben einen hochrangigen Anführer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen. Es handele sich um Hani Ahmed al-Kurdi, einen erfahren Bombenbauer und führenden Vertreter des syrischen Zweigs des IS, teilte das Bündnis am Donnerstag mit.
Die Operation zur Ergreifung von al-Kurdi, der auch unter dem Namen „Salim“ bekannt sei, soll Medienberichten zufolge vergangene Nacht mit der Landung von zwei Hubschraubern in der Nähe des Zielgebiets im Dorf al-Humaira durchgeführt worden sein. In der Erklärung der Koalition heißt es, der Einsatz sei „sorgfältig geplant worden, um das Risiko von Kollateralschäden oder zivilem Schaden zu minimieren“. „Die Operation war erfolgreich; es kamen weder Zivilisten zu Schaden, noch wurden Koalitionskräfte verletzt oder Flugzeuge oder Einrichtungen der Koalition beschädigt.“
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights) soll es im Rahmen der Operation zu einem kurzen Gefecht zwischen Koalitionstruppen mit „unbekannten Bewaffneten“ gekommen sein. Insgesamt sieben Minuten hätte der Feuerwechsel gedauert, hieß es. Verifizieren lassen sich die Angaben der Organisation mit Sitz in London nicht.
Die Washington Post zitierte US-Beamte mit den Worten, dass es sich bei dem gefangenen IS-Anführer al-Kurdi um den früheren „Wali“ (Gouverneur) von Raqqa handele. Als der IS 2014 weite Teile Syriens und des Iraks überrannt und Millionen von Menschen seine brutale Terrorherrschaft aufgezwungen hatte, war Raqqa zur Hauptstadt des „Kalifats“ erklärt worden. Nach ANF-Informationen ist der etwa 40-jährige al-Kurdi der Sohn des früheren „IS-Gouverneurs“ Fawaz al-Kurdi, der 2017 bei einem Luftangriff getötet wurde.
Operation in Besatzungszone
Das Dorf Al-Humaira, das vor Ausbruch des Syrienkrieges zum Gouvernement Aleppo gehörte, liegt etwa vier Kilometer südlich der türkischen Grenze. Es befindet sich innerhalb der illegalen Besatzungszone der Türkei zwischen Rai und Dscharablus. Schon länger ist bekannt, dass sich die vom türkischen Staat und seinen dschihadistischen Verbündeten besetzten Gebiete Syriens zu einem sicheren Hafen für den IS und andere Terrorgruppen erwiesen haben. Die Tötung der IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi und Abu Ibrahim al-Quraishi hatte ebenfalls in den türkisch besetzten Gebieten des Landes stattgefunden. Ob die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) an dem Einsatz beteiligt waren, ist unklar. Das multiethnische Bündnis hat sich noch nicht zu der Festnahme von al-Kurdi geäußert.
Diese Meldung wurde am 18. Juni 2022 aktualisiert.