Abdi: IS reorganisiert sich in Besatzungszone

Laut dem QSD-Kommandanten Mazlum Abdi ist die türkische Besatzungszone in Syrien das neue Hauptfeld für die Reorganisierung der Terrormiliz „Islamischer Staat”. Mit Koalitionskräften habe es mehrere Einsätze in Serêkaniyê und Girê Spî gegeben.

Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) bleibt eine massive Bedrohung für die Menschen in Irak und Syrien sowie über die Region hinaus. Das sagte der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, in einem Interview mit dem kurdischen Sender Stêrk TV. Auch wenn es Erfolge wie die Zerschlagung der Territorialherrschaft der dschihadistischen Miliz in ihren Kerngebieten gegeben habe, sei dies noch lange kein Anlass Entwarnung zu geben. „Der IS reorganisiert sich“, warnte Abdi.

Als Hauptfeld für die Reorganisierung diene die türkische Besatzungszone im Norden und Nordwesten von Syrien. „Gemeinsam mit Koalitionskräften haben wir einige Operationen gegen den IS in Serêkaniyê und Girê Spî durchgeführt und seine Mitglieder getötet“, erklärte Abdi, ohne weitere Details zu nennen. Die Besatzungszone bezeichnete Abdi als „neues Hauptquartier des IS“, in dem die Anschläge gegen die selbstverwalteten Gebiete und darüber hinaus geplant würden. Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) befinden sich seit Oktober 2019 auf Grundlage des sogenannten Sotschi-Abkommens unter türkischer Besatzung.

Mit Blick auf die seit inzwischen über zehn Jahren andauernde Syrien-Krise sagte Abdi, eine politische Lösung sei nach wie vor nicht in Sicht. Dies liege vor allem an der militärischen Interessendurchsetzung der regionalen wie internationalen Akteurslandschaft in Syrien. Insbesondere das massive Eingreifen der Türkei verhindere eine konstruktive Konfliktbearbeitung. Ein wichtiger Grund sei aber auch, dass Regimechef Baschar al-Assad zurück zur Zeit vor 2011 wolle und das Astana-Format ohne Beteiligung der Selbstverwaltung einen Friedensprozess kaum beeinflussen könne. Damaskus müsse endlich abschließen mit dem Gedanken, damit ein neues und freies Syrien aufgebaut werden könne.

Ein weiteres Thema des Interviews war der innerkurdische Konflikt, der in Südkurdistan zu eskalieren droht. „Ein nationaler Krieg bringt nur dem türkischen Staat einen Nutzen, indem er den Weg frei macht die kurdischen Errungenschaften zu zerschlagen“, sagte Abdi. Probleme müssten im Dialog gelöst werden, um das Engagement für eine innerkurdische Einheit erfolgreich zu gestalten. „Nur als vereintes Volk werden wir in der Lage sein, unsere erkämpften Gewinne zu verteidigen. Schuldzuweisungen wegen der Angriffe der türkischen Armee in Südkurdistan bringen nichts. Der Türkei werden die Ausreden für Besatzungsversuche und Invasionen nicht ausgehen und sie wird die Kurden stets dort angreifen, wo wir eine Kraft oder einen Status haben“, so Abdi.

Die Position der QSD dagegen sei klar. „Wir wollen und werden niemals einen Krieg zwischen Kurden akzeptieren. Und egal, wer einen solchen Krieg vom Zaun bricht, werden wir dagegen Stellung beziehen.“