Die Terrororganisation Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) hat mehrere Stützpunkte im besetzten Efrîn errichtet. Eine der Basis befindet sich im ezidischen Dorf Basûfanê im südlich gelegenen Kreis Şêrawa, weitere Stützpunkte wurden in der näheren Umgebung sowie im Westen des ehemals selbstverwalteten Kantons hochgezogen.
Darüber hinaus werden seit einigen Wochen sowohl in den Kreisen Cindirês und Şiyê als auch in Azaz und Bab ernstzunehmende Aktivitäten von HTS beobachtet, die auf einen Rollentausch in Efrîn hindeuten. Nach Angaben von Farhad Shami, dem Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), liegen dem multi-ethnischen Bündnis Informationen über Treffen zwischen der früheren Al-Nusra-Front HTS und Besatzungsmilizen der Türkei vor. Offenbar soll die islamistische Gruppierung „Al-Amschat“, die der in Efrîn dominierenden Miliz „Sultan-Sulaiman-Schah-Brigade“ untersteht, zum Vorteil von HTS aus Cindirês und Şiyê abgezogen werden.
Globales Sicherheitsproblem
Die augenscheinliche Präsenz von HTS in Efrîn geht einher mit dem im Westen betriebenen Whitewashing der Nachfolgeorganisation von Al-Qaida. Insbesondere die USA versuchen schon länger, die Beziehungen zu HTS zu normalisieren und das Dschihadistenbündnis zu Verbündeten des Westens aufzubauen. Farhad Shami sieht mit Blick auf die HTS-Existenz in der türkischen Besatzungszone Anzeichen dafür, dass die Region und insbesondere Efrîn in eine „Brutstätte des Terrors” verwandelt werden soll. „Solch ein Ort wäre nicht nur ein innersyrisches Sicherheitsproblem, sondern ein globales Risiko”, sagt der QSD-Sprecher.
Enge Beziehungen mit Terroristen
Bei dem Dschihadistenbündnis HTS, das Syriens nordwestliche Provinz Idlib besetzt, handelt es sich um einen 2017 erfolgten Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen islamistischer Ausrichtung in Syrien, darunter der syrische Al-Qaida-Ableger Nusra, der sich seit 2016 Fateh-al-Scham-Front nennt. Obwohl HTS und ihr Anführer Abu Muhammad al-Dschaulani vom UN-Sicherheitsrat als „terroristisch” gelistet sind, bestehen zwischen ihnen und der Türkei, der von Ankara geführten „Syrischen Opposition“ ETILAF, Saudi Arabien, Jordanien und westlichen Staaten wie den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland enge Beziehungen.