Girê Spî: Besatzungstruppen schneiden Dutzende Dörfer vom Wasser ab

Der von der Türkei reduzierte Durchfluss des Euphrat hat in Nordsyrien immer dramatischere Folgen. Dörfern in der Umgebung von Girê Spî geht bereits mit Beginn der heißen Jahreszeit das Trinkwasser aus.

Seit mehr als vier Monaten ist der Euphratdurchfluss auf ein Minimum reduziert. Die Türkei hat die Schleusen ihres GAP-Staudammprojekts geschlossen und lässt Nordsyrien austrocknen. Auch der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter ab, so dass es für die Landwirtschaft, die Haupteinnahmequelle der Region, immer problematischer wird. Besonders betroffen sind die Dörfer um die Stadt Heisha bei Girê Spî. Die landwirtschaftliche Produktivität hat nach Angaben des Landwirtschaftskomitees der selbstverwalteten Region bereits um 50 Prozent abgenommen. Aber nicht nur Nutzwasser, sondern auch Trinkwasser wird immer knapper. Das Wasser, das alle 48 Stunden für vier Stunden läuft, reicht kaum aus, um die Bevölkerung zu versorgen.


Wasser als Kriegsmittel

Die Türkei hat ein ganzes System von Staudämmen errichtet, um die in Nordkurdistan entspringenden Flüsse Euphrat und Tigris zu einem politischen Druckmittel für alle Staaten stromabwärts zu machen. Die Nutzung von Wasser als Waffe widerspricht dem Völkerrecht, jedoch ist die Türkei einer der wenigen Staaten, der die Wasserkonvention, welche die alleinige Verfügungsgewalt der Quellstaaten über das entspringende Wasser negiert, nicht unterzeichnet hat. Die Türkei benutzt das Wasser insbesondere gegen die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien. Die Bewohner:innen sollen auf diese Weise vertrieben werden. Dabei setzt der Staat auf gezielte Austrocknung, aber auch plötzliche Überflutung der Region ein, um die Landwirtschaft zu schädigen. Dieses Vorgehen widerspricht eklatant dem Kriegsvölkerrecht, in dem festgelegt ist, dass die Versorgung der Zivilbevölkerung nicht von den Kriegsparteien blockiert oder eingeschränkt werden darf.