Gedenken an die Gefallenen von Kobanê

Auf dem Gefallenenfriedhof in Kobanê ist den Kämpferinnen und Kämpfern der YPJ/YPG gedacht worden, deren Widerstand vor fünf Jahren zur Befreiung der Stadt führte.

Am fünften Jahrestag der Befreiung Kobanês vom IS haben Tausende Menschen auf dem Şehîd-Dîcle-Friedhof den gefallenen Kämpferinnen und Kämpfern gedacht. Auf den Gräbern wurden Kerzen angezündet und der YPG-Kommandant Heqî Kobanê hielt eine Ansprache, in der er auf die Bedeutung des innerkurdischen Zusammenhalts hinwies: „Der Widerstand von Kobanê hat gezeigt, dass wir als Einheit Erfolg haben können. Die Waffen des Feindes können noch so stark sein, als Einheit können wir uns gegen alle behaupten.“

Der Kampf um Kobanê

Im September 2014 erschütterte der Vormarsch der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) den Mittleren Osten und die ganze Welt. Die unter anderem mit erbeuteten US-Waffen aus irakischen Beständen und türkischer Unterstützung hochgerüstete Terrororganisation hatte nach der kampflosen Einnahme von Mosul ihr Augenmerk auf Nordsyrien und insbesondere auf Kobanê gerichtet. Nichts schien die Islamisten zu stoppen, nachdem Raqqa überrannt und die Hälfte Syriens für das selbsternannte „Kalifat“ beansprucht wurde.

In Raqqa hatte sich der IS zudem reichlich mit russischen Waffen ausgestattet und marschierte direkt weiter auf Kobanê. Mit der Übernahme der Region wollte sich der IS eine weitere Verbindung zu seinen Nachschubwegen in die Türkei öffnen und der demokratischen Selbstverwaltung einen empfindlichen Schlag versetzen. Da die Selbstverwaltung für die Türkei den Hauptfeind darstellte und auch von den übrigen NATO-Staaten abgelehnt wurde, wurde Kobanê abgeschrieben. Der Kampf um Kobanê bildete aber den entscheidenden Wendepunkt. Der türkische Regimechef Erdoğan behauptete immer wieder, Kobanê sei gefallen und US-Außenminister John Kerry erklärte, so bedauerlich es sei, werde man nicht eingreifen, denn Kobanê habe keine „strategische Bedeutung.“ Erst der hartnäckige Widerstand der YPG und YPJ, der Menschen in Kobanê und weltweiter Protest zwangen die USA zur Unterstützung. Die Hauptlast trugen aber weiterhin die YPG und YPJ. In 134 Tagen Kampf um jeden Quadratmeter der Stadt brachten sie der größten Terrormiliz des 21. Jahrhunderts die entscheidende Niederlage bei.

Bedrohung durch die Türkei

Im Kampf gegen den IS haben in Nord- und Ostsyrien 11.000 Menschen ihr Leben verloren. Heute droht Kobanê die Besatzung durch die Türkei. In der vom Erdogan-Regime aufgestellten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA), die für die Besatzung von Serêkaniyê und Girê Spî im Oktober 2019 als Bodentruppen eingesetzt wurde, befinden sich zahlreiche ehemalige IS-Mitglieder. Der türkische Plan sieht die komplette Besatzung Nordsyriens vor.