Ezidische Frauen wollen an IS-Prozessen teilnehmen
Die ezidische Kämpferin Heza Şengal nimmt an dem internationalen Forum zur Aufarbeitung der IS-Verbrechen in Nordsyrien teil. Sie fordert die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofs.
Die ezidische Kämpferin Heza Şengal nimmt an dem internationalen Forum zur Aufarbeitung der IS-Verbrechen in Nordsyrien teil. Sie fordert die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofs.
In der nordsyrischen Stadt Amûdê findet seit gestern ein internationales Forum zur Aufarbeitung der IS-Verbrechen statt. Eine der Teilnehmerinnen ist Suad Murad Xelef. Sie geriet bei dem IS-Angriff 2014 auf Şengal in Gefangenschaft und schloss sich nach ihrer Befreiung den ezidischen Frauenverteidigungseinheiten YJŞ an, wo sie den Kampfnamen Heza Şengal annahm. Gegenüber ANF berichtet sie von ihren Erlebnissen und fordert, dass die ezidischen Frauen dabei sein können, wenn die Verbrechen des IS vor einem internationalen Gerichtshof verurteilt werden.
Ihre Geschichte beginnt mit dem Genozid vom 3. August 2014, als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal einfiel und Tausende Menschen ermordete. Weitere Tausende wurden verschleppt, so auch Heza: „Von meiner Familie wurden 25 Personen vom IS gefangengenommen. Wir wurden zunächst im Irak festgehalten und dann nach Syrien gebracht. In Syrien wurden wir alle ins Gefängnis geworfen, Frauen, Kinder, Alte. Nach einer Weile wurden wir von unseren Müttern getrennt. Wir jungen Frauen wurden verkauft. Die Männer kamen und suchten sich eine Frau aus.
Ich wurde als Dienerin gekauft. Wir mussten wie Sklavinnen für diese Leute arbeiten. Später wurden alle Ezidinnen an einem Ort versammelt, es wurde ein Markt daraus gemacht, auf dem man ezidische Frauen und Mädchen kaufen konnte. Die IS-Leute haben uns grausam behandelt. Wir wurden geschlagen und gefoltert. Sie setzten alle Waffen ein, um uns das denkbar Schlechteste anzutun. Frauen und Kinder wurden gefoltert. Die Kinder wurden von ihren Müttern getrennt. Das Zentrum des IS war Raqqa, dort wurden wir verkauft. Tausende Ezidinnen sind auf dem Daim-Platz verkauft worden. Hunderte haben Selbstmord begangen.“
Von der Versklavung zum bewaffneten Kampf
„Ich habe dreimal versucht, mich zu töten. Der IS verhinderte es jedes Mal, weil wir ja weiterverkauft werden sollten. Irgendwann vertraute ich meiner eigenen Kraft und wurde mit Hilfe einer Familie von den YPG/YPJ und QSD befreit. Nach meiner Befreiung ging ich nach Şengal. In Şengal haben 74 Ferman stattgefunden und niemand hat sich für uns eingesetzt. Aber bei dem letzten Genozid war es die Philosophie Abdullah Öcalans, die für uns eingetreten ist.“
Heza ging zurück nach Raqqa, um gegen den IS zu kämpfen. Sie erzählt: „Für die ezidischen Frauen bedeuten die YJŞ eine große Hoffnung. Die Frauenverteidigungseinheiten sind die Entgegnung für alle Ezidinnen, die misshandelt und verkauft wurden. Der Grund dafür, dass ich heute bei den YJŞ bin, war der Wunsch nach Rache. Ich will nicht nur Vergeltung für mich selbst, sondern für alle ezidischen Frauen, die ermordet und verschleppt worden sind. Deshalb ging ich zurück nach Raqqa und schloss mich den YJŞ an.
In Raqqa habe ich gekämpft. Ich habe dort gekämpft, wo wir auf dem Markt verkauft worden sind, um die ezidischen Frauen zu rächen. Und ich habe mich gerächt. Als Ezidin, die das Grauen des IS erlebt hat, möchte ich, dass hier über den IS gerichtet wird, weil der IS hier besiegt worden ist. Als ezidische Frauen wollen wir dabei sein, wenn die IS-Verbrecher vor Gericht gestellt werden.“