Efrîn-Vertriebene erinnern an Juli-Widerstand

Im Niemandsland Şehba zwischen Efrîn und Aleppo haben Vertriebene an das große Todesfasten vom 14. Juli 1982 erinnert. Die Aktion von PKK-Kadern im Gefängnis von Amed gilt der kurdischen Gesellschaft als „erster Funke des Widerstands”.

In der nordsyrischen Şehba-Region haben Vertriebene aus Efrîn mit einer Demonstration an den Gefängniswiderstand vom 14. Juli erinnert. An diesem Sommertag im Jahr 1982 traten im Gefängnis von Diyarbakir – der „Hölle von Amed” – inhaftierte Gründungsmitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen in dem Militärgefängnis in ein Todesfasten. Sie forderten das Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung. Die Aktion gilt der kurdischen Gesellschaft als „erster Funke des Widerstands” nach dem Militärputsch, mit der auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt wurde, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird. 55 Tage nach Beginn des Todesfastens verlor der PKK-Kader Kemal Pir sein Leben. Die Gefangenen Mehmet Hayri Durmuş, Ali Çiçek und Akif Yılmaz starben ebenfalls im Verlauf der Aktion. Das Todesfasten wird seitdem als „großer Widerstand des 14. Juli“ bezeichnet und es wird alljährlich daran erinnert.

Auch Senior*innen demonstrierten 

Die Demonstration in Şehba, beginnend am Eingang des Dorfes Babnisê, stand unter dem Eindruck des „Geistes dieses Gefängniswiderstands“, wie es der Ko-Vorsitzende des Exilrats von Efrîn, Mihemed Ebdo, zum Ausdruck brachte. „Unser Kampf hat seine Wurzeln im Widerstand des 14. Juli. Damals entstand ein Geist der Rebellion, der versinnbildlichte, dass die Sache der Kurden, ihr legitimer Kampf um Selbstbestimmung, nicht vernichtet werden kann. Die Vertriebenen aus Efrîn haben gezeigt, dass sie sich diesem Geist verbunden fühlen“, sagte Ebdo. Viele der Teilnehmenden des Protests trugen Schilder mit dem Konterfei von Gefallenen, die in verschiedenen Etappen des kurdischen Befreiungskampfes und der Revolution von Rojava ums Leben kamen. Mit Parolen wurde auch gegen die türkische Besatzung in Nordsyrien protestiert.

Ganz vorne wieder die Frauen Efrîns

Am Dorfplatz endete die Demonstration mit einer Kundgebung. Hier richtete Newroz Haşim vom Vorstand des Dachverbands der Frauenbewegung Kongreya Star einige Worte an die Demonstrierenden. Haşim ging in ihrer Rede auf die Zeit in Efrîn vor der türkischen Invasion im Jahr 2018 ein. Das ehemals selbstverwaltete Efrîn, einst die stabilste Region in ganz Syrien und sicherer Hafen für Binnenvertriebene, ist heute ein Lebensraum für Standards wie einst unter der Herrschaft des „Islamischen Staats“ (IS) in Raqqa. „Es war unser emanzipatorisches Projekt, woran sich Erdoğan [Staatspräsident der Türkei] störte. Noch heute rächt er sich für den Kampf um Efrîn an den Vertriebenen. Der Widerstand für unsere Heimat war eine Demonstration unserer Standhaftigkeit und des ungebrochenen Willens. Diesen werden wir solange an den Tag legen, bis Efrîn befreit wird.“

Efrîn gehört uns, wir kehren zurück