Erst Fahrzeug und dann Ersthelfer bombardiert
Bei Drohnenangriffen in Efrîn sind vier Menschen teilweise schwer verletzt worden. Es handelt sich um vier männliche Zivilisten im Alter zwischen 27 und 45 Jahren, die in ein Krankenhaus in Tel Rifat gebracht wurden. Drei der Männer erlitten Verletzungen in den unteren Extremitäten, ein viertes Opfer wurde mit Wunden an Kopf und Oberkörper in die Klinik eingeliefert. Sein Zustand soll kritisch sein, hieß es aus dem Avrîn-Krankenhaus in Fafîn.
Die am Montag mit Kamikaze-Drohnen von der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Hilfstruppen verübten Angriffe zielten auf die Ortschaft Bênê im Kreis Şêrawa. Zunächst wurde das Fahrzeug eines Zivilisten auf einer Landstraße bombardiert. Als eine Gruppe von Ersthelfern versuchte, den verletzten Mann aus dem Transporter zu ziehen, wurden auch sie angegriffen. Diese perfide Taktik ist auch als Double Tap bekannt – ein militärisches Vorgehen, bei dem das gleiche Ziel zweimal nacheinander angegriffen wird, um beim zweiten Schlag primär Rettungskräfte und Ersthelfer zu treffen. In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien kommt es häufig zu dieser Art von Angriffen.
Permanentes Angriffsziel: Şêrawa
Die Dörfer Şêrawas sind besonders von der Gewalt der türkischen Armee und dem von Ankara gegründeten Proxy-Invasionskorps SNA („Syrische Nationalarmee”) betroffen. Der Kreis befindet sich im Südosten von Efrîn und ist nicht vollständig besetzt, nicht selten fordern die Angriffe Tote oder Verletzte. In den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone entlang ihrer Südgrenze nimmt die Region eine bedeutende Position ein, da Şêrawa Efrîn mit Tel Rifat verbindet. Sollte der türkische Staat einen weiteren Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien vom Zaun brechen, wie Ankara immer wieder androht, solle zuerst Tel Rifat angegriffen werden.
Efrîn einst sicherste Region ganz Syriens
Der ehemals selbstverwaltete Kanton Efrîn ist seit März 2018 von der Türkei besetzt. Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs zwei Monate zuvor stehen in der einst sichersten Region ganz Syriens Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen auf der Tagesordnung. Die Türkei praktiziert neben einer klassischen Kolonialpolitik auch eine Politik der ethnischen Säuberungen, durch die bereits Hunderttausende Menschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Die demografische Veränderung zu Gunsten der Türkei und ihres islamistischen Invasionskorps, Verbrechen wie Entführungen, Folter, Erpressung und Morde sowie andauernde Artillerieangriffe geschehen tagtäglich und mit faktischer Billigung durch die internationale Staatengemeinschaft.