14-Jähriger nach versuchtem Grenzübertritt in Kobanê getötet
In Kobanê ist ein 14-Jähriger offenbar von türkischen Soldaten erschossen worden, nachdem er versuchte, die Grenze nach Nordkurdistan zu überqueren.
In Kobanê ist ein 14-Jähriger offenbar von türkischen Soldaten erschossen worden, nachdem er versuchte, die Grenze nach Nordkurdistan zu überqueren.
In der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens soll ein Minderjähriger nach einem misslungenen Grenzübertritt nach Nordkurdistan von türkischen Grenzsoldaten erschossen worden sein. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) am Sonntag berichtete, ereignete sich der tödliche Vorfall in Kobanê. Demnach habe der 14-Jährige am Samstag versucht, im fünf Autominuten östlich der Stadt gelegenen Dorf Kikan die Grenze zu überqueren. Als dies missglückte, habe er zurückkehren wollen, doch ohne Vorwarnung sei von türkischer Seite auf ihn geschossen worden. Die Sicherheitsbehörden der Selbstverwaltung haben sich bislang nicht geäußert.
Wie SOHR weiter berichtete, soll es sich bei dem getöteten Jungen um einen Bewohner aus Serêkaniyê (Ras al-Ain) handeln. Unklar ist jedoch, ob das Kind erst kürzlich aus der Stadt floh oder möglicherweise in einem Vertriebenenlager lebte. Serêkaniyê war im Herbst 2019 im Zuge eines Angriffskrieges von der Türkei besetzt worden, 200.000 Menschen mussten fliehen. Bei der Invasion, die auch das benachbarte Girê Spî (Tall Abyad) umfasste, hatte sich Ankara der Unterstützung dschihadistischer Milizen bedient, die vom türkischen Staat ausgebildet, ausgerüstet und finanziert wurden – und heute in der Besatzungszone leben. Durch die Ansiedlung ihrer Familien ist die demografische Struktur gezielt verändert worden. Solange das Besatzungsregime weiter existiert, besteht für die Vertriebenen kaum eine Option auf Rückkehr in ihre Herkunftsorte.
13 Tote durch Schüsse von türkischen Grenzsoldaten
Im Grenzstreifen zwischen dem nördlichen Syrien und der Türkei kommt es immer wieder zu grenzüberschreitenden Angriffen türkischer Soldaten auf Zivilpersonen. Häufig handelt es sich bei den Opfern um Menschen, die aus dem kriegsgeplagten Land flüchten wollen. Andere sind Dorfbewohner:innen, die ihre Felder in Grenznähe bewirtschaften. Laut SOHR sind seit Anfang des Jahres mindestens dreizehn Menschen in Nordsyrien bei solchen Angriffen von türkischen Grenzlern getötet worden. Weitere 28 Menschen wurden durch Schüsse der Soldaten verletzt, darunter auch Frauen und Kinder. Die innerkurdische Grenze wurde vom türkischen Staat mit einer Mauer hochgerüstet und mit Überwachungsstationen ausgestattet. Dabei unterstützte die EU den Ausbau mit der Vergabe von Mitteln aus den EU-Beitrittshilfen für die Hochrüstung der türkischen Süd- und Ostgrenzen.