„Die türkischen Angriffe bedrohen die Sicherheit in Camp Hol“

Die DAANES-Vertreterin Maryam al-Ibrahim weist auf die Folgen der türkischen Angriffe für die Flüchtlingslager in Nordsyrien hin und warnt vor gesteigerten Aktivitäten von IS-Angehörigen im berüchtigten Camp Hol.

Die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) warnt seit langer Zeit vor den Folgen der türkischen Militärangriffe für die internationale Gemeinschaft, weil islamistische Strukturen wie der IS direkt davon profitieren. Der Antiterrorkampf der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) wird durch die permanente Bedrohung aus dem Nachbarland Türkei geschwächt und die türkischen Besatzungszonen im Norden Syriens sind islamistische Hochburgen. Darüber hinaus bombardiert die türkische Armee gezielt die Umgebung von Haftanstalten und Internierungslagern, um IS-Angehörigen durch das entstehende Chaos die Flucht zu ermöglichen.

Maryam al-Ibrahim, Ko-Vorsitzende des DAANES-Ausschusses für gesellschaftliche Angelegenheiten und Arbeit, weist in diesem Zusammenhang auf die Auswirkungen der türkischen Angriffe auf die Situation in den Flüchtlingslagern der Region hin. „Die Lage in den Camps wird zunehmend schlechter“, berichtete al-Ibrahim gegenüber ANF. Das betreffe die Sicherheit, aber auch die Gesundheitsversorgung und die Bildungsarbeit in den Lagern. „Vor allem Frauen und Kinder leiden darunter“, so die Ausschussvorsitzende: „Die Angriffe der Türkei sind für alle Lager eine Gefahr, und insbesondere für Camp Hol. Die in dem Lager untergebrachten IS-Frauen werden dadurch aktiver und zur Flucht ermutigt. Camp Hol ist nicht nur für Syrien eine Bedrohung, sondern für die ganze Welt.“


Camp Hol liegt in der Nähe von Hesekê. Es wurde 1991 ursprünglich für 20.000 geflüchtete Iraker:innen im Golfkrieg geplant und später für 40.000 Menschen erweitert. Als der IS 2014 in Syrien und Irak große Gebiete besetzte, kamen Menschen, die vor dem IS flohen, in das Lager. Nach der Zerschlagung des IS-Kalifats im Frühjahr 2019 durch die QSD wurden viele Frauen und Kinder aus den befreiten Gebieten in das Camp gebracht. Heute leben dort knapp 50.000 Menschen. Die meisten stammen aus Syrien und dem Irak, über 7000 Personen sind Drittstaatenangehörige.