Die Geschichte des ersten Gefallenen der Revolution – Şehîd Çekdar

Vom ersten Tag der Revolution von Efrîn an, bekämpfte die rechte, sich als kurdisch bezeichnende Azadî-Brigade die Revolution in Rojava. Der erste Gefallene der Revolution in Efrîn war Şehîd Çekdar, ermordet am 4. Juli 2012 von der Azadî-Brigade.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass sich Geschichte wiederholt. Das ist für die, die Widerstand leisten ebenso wahr, wie für die, die Verrat üben. Jeder in Rojava kennt die Geschichte von Şehîd Çekdar, der zehn Tage vor der Revolution von der sich selbst als „kurdische-Kraft“ darstellenden Azadî-Brigade ermordet worden ist. Er ist der erste Gefallene der Revolution von Rojava. Das Haus, in dem Şehîd Çekdar von diesen Personen ermordet wurde, ist nun ein Museum. Nach der Tat war es aus Wut von der Bevölkerung in Brand gesetzt worden.

Şehîd Çekdar wurde an einem der schönsten Orte von Efrîn begraben. Dort, in einem Park, steht nun die Statue von ihm als beharrliches Symbol gegen den Verrat.

Die Gruppen, die sich selbst als kurdisch präsentieren und die Revolution und die Bevölkerung verraten, sind auch heute wieder aktiv. Diejenigen, die den Jugendverantwortlichen von Rojava Şehîd Çekdar am 4. Juli 2012 zu Tode folterten, stehen heute mit all ihren Bataillonen an der Seite der Besatzungskräfte gegen Efrîn und ermorden die Bevölkerung. Aber die Bevölkerung von Efrîn leistet, wie damals Şehîd Çekdar, der einen großen Beitrag zur Revolution beigetragen hatte, gegen die Besatzung und die brutalen Angriffe Widerstand.

„Er war ein echter Revolutionär“

Von Beginn seiner Arbeit 2011 bis zu seinem Tod hat Şehîd Çekdar durch seine Jugendarbeit die Bevölkerung von Efrîn und seine Jugend tief bewegt. Zekeriya, ein Jugendfreund von ihm, berichtet von dem Eindruck den er hinterlassen hat: „Wir haben immer zusammengearbeitet. Şehîd Çekdar hat einen sehr tiefen Eindruck bei uns hinterlassen. Das was er sagte, wie er lachte, wie er saß, wie er aufstand, in allem zeigte sich, dass er ein Revolutionär war. Er behandelte die Mütter so als wären sie seine Mutter und die Jugend so als wären es seine Geschwister. Er arbeitet sehr viel daran, die Jugendarbeiten in Efrîn zu organisieren und einen Beitrag zur Revolution zu leisten. Er war ein sehr wertvoller Freund.

„Er riss die Regime-Fahne herunter und hisste die Fahne von TEV-DEM“

Die Lehrerin Nivroj berichtet mit folgenden Worten über Şehîd Çekdar: „Er war ein heldenhafter Mensch. An einem Tag saß ich mit einem Freund zusammen und wir sahen, wie Çekdar auf den Wasserspeicher stieg, um die syrische Fahne herunterzuholen. Wir haben gemeinsam zugesehen, wie er wirklich die syrische Fahne herunterholte und die Fahne von TEV-DEM hisste. Die Regime-Kräfte holten die Fahne wieder herunter, aber nachdem Heval [Freund] Çekdar gefallen war, wurde die Fahne wieder gehisst und die Revolution begann. In Efrîn wurden alle Einrichtungen vom Regime befreit. Heval Çekdar war ein sehr starker Mensch. Wenn es eine Arbeit zu tun oder ein Problem zu lösen gab, dann wurde er sofort aktiv. Wie viel man auch über Heval Çekdar sprechen mag, es ist zu wenig. Er hat das, was der Vorsitzende Apo erklärt hat, gelebt.“

„Er wurde von den Azadî-Banden ermordet“

Wie viele Jahre auch seit dem Tod von Şehîd Çekdar vergehen, er bleibt mit seinen Arbeiten und seiner revolutionären Haltung in den Herzen der Bevölkerung von Efrîn. Ein anderer Punkt, den die Jugendlichen von Efrîn und die Bevölkerung nicht vergessen können, ist, wie grausam Şehîd Çekdar von einer zu Azadî gehörigen Familie ermordet wurde. Die sogenannten kurdischen Kräfte von Azadî nehmen heute mit sechs Bataillonen am Angriff gegen Efrîn teil.

„Weil er die Banden nicht nach Efrîn gelassen hat, wurde er zum Ziel“

Sein Freund Firaz erzählt, dass Şehîd Çekdar ins Visier der Azadî-Gruppe geraten war, weil er es nicht zugelassen habe, dass Bandenmitglieder in Efrîn einrücken: „Die Banden wollten damals im Namen der FSA [Freien Syrischen Armee] Aktionen durchführen. Die Mitglieder von Azadî brachten sie daher am Donnerstag zu ihnen nach Hause und brachten sie bei sich unter. Am Freitag brachten sie diese dann auf die Straße. Şehîd Çekdar akzeptierte diese Situation nicht. Er stellte sich gegen diese Ereignisse. Es wurde bekannt, dass eine Familie diese Arbeiten ganz bewusst macht. Er ging zu dieser Familie um sie kennenzulernen und zu verstehen, warum sie Banden aus Aleppo in ihrem Haus unterbringen. Er wollte mit der Familie darüber reden. Denn solche Banden nach Efrîn zu bringen und zu versorgen hätte dazu führen können, dass das Regime Efrîn angreift und zerstört. Er wollte das Volk von Efrîn schützen. Aber diese Familie brachte Çekdar auf grausame Art und Weise um.“

„Sie hatten über ihn ein Todesurteil verhängt“

Nach Meinung von Nivroj geriet Şehîd Çekdar in Visier dieser Banden, weil sie ihn als Verantwortlichen für die Revolution ansahen: „Wenn es in Efrîn ein Problem gab, irgendetwas passierte, dann war er zuerst da. Wenn es Angriffe der anderen Parteien gab, dann intervenierte als erstes Heval Çekdar. Diese Parteien hatten ihn zum Tode verurteilt. Wie oft waren sie kommen, um ihn umzubringen. Er wurde von diesen Banden auf der Straße mit Messern angegriffen. Am Tag an dem er starb, wollte er die Sichtweise dieser Banden verstehen und mit ihnen reden. Deshalb ist er zu diesem Hause der Banden gegangen. Er ging zusammen mit meinem Ehemann und dem Genossen Ferhat und wollten nach einer Person fragen. Als die Tür geöffnet wurde versuchten sie, Heval Çekdar hineinzuziehen. Heval Ferhat hatte noch versucht, um ihn zu retten, seine Waffe abzufeuern, aber sie ging nicht. Sie zogen Heval Çekdar hinein und schossen von drinnen nach draußen. Mein Ehemann wurde von diesen Kugeln am Hals, an Kopf und Brust getroffen.“

„Das Volk von Efrîn erhob sich gegen den Verrat“

Als die Bevölkerung erfuhr, dass Şehîd Çekdar von der Azadî-Gruppe gefangen genommen und umgebracht worden ist, zündeten Menschen aus der Bevölkerung das Haus, in dem er grausam ermordet worden ist, an. Doch die Azadî-Banden beließen es nicht bei dem Mord, sie griffen die Beerdigung von Şehîd Çekdar an. Ihre Angriffe wurden jedoch aus der Bevölkerung entschlossen erwidert. Nivroj erzählt über die Ereignisse: „Sie hatten Heval Çekdar als Geisel genommen und bis in die Morgenstunden gefoltert. Das was sie Heval Çekdar angetan haben, tut nicht einmal der Feind seinem Feind an. Selbst wenn es zwischen ihnen Feindschaft gegeben hätte, wäre so etwas eigentlich nicht möglich gewesen. Heval Çekdar wurde am 4. Juli ermordet, wir haben am 5. Juli seinen Leichnam aufgenommen.“ Zekeriya berichtet über die Angriffe auf die Beerdigung: „Am Tag der Beerdigung von Şehîd Çekdar wollten diese selbsternannten kurdischen Kräfte die Begräbniszeremonie und die Bevölkerung angreifen. Sie aber ließ das nicht zu. Diese Menschen wurden von der Bevölkerung erwischt.“

„Die Bevölkerung von Efrîn gab Çekdar ihr Wort und begann mit der Revolution“

Der Tod von Heval Çekdar stellte einen wichtigen Auslöser für die Revolution am 19. Juli dar, sein Freund Zekeriya erklärt: „Viele Jugendliche haben sich in Folge seines Todes den Arbeiten und der Revolution angeschlossen. Manche schlossen sich den YPG/YPJ und manche der Freiheitsbewegung an. Viele Personen, die Şehîd Çekdar kennenlernten und sich angeschlossen haben, sind jetzt gefallen.“ Nivroj weist auf die Bedeutung von Şehîd Çekdar nicht nur für Efrîn sondern für ganz Rojava hin: „Nachdem Heval Çekdar gefallen war, konnte niemand von uns mehr zu Hause sitzen bleiben. Jeder schloss sich auf seine Weise der Revolution an und arbeitete. Nachdem ein so wertvoller Mensch, der für uns gearbeitet hat gefallen war, habe ich selbst mein Wort gegeben und mich den Arbeiten angeschlossen.“

„Wir leisten als Freund*innen von Çekdar Widerstand gegen die Besatzung“

Firaz wies darauf hin, dass die Banden, die Şehîd Çekdar ermordet haben, jetzt auch an den Angriffen auf Efrîn teilnehmen: „Unser Freund Çekdar wollte dieses Land und sein Volk verteidigen. Vor allem gab er all seine Kraft der Jugend von Efrîn. Der Krieg, der jetzt gegen uns geführt wird, ist sehr intensiv, es ist ein Krieg der Banden und der Türkei. Ihr einziges Ziel ist, zu plündern und zu zerstören. Diese Banden haben auch Heval Çekdar ermordet. Aber so wie Çekdar Widerstand geleistet hat, werden wir als Freund*innen von Çekdar Widerstand leisten. Wir werden bis zum letzten Blutstropfen, in dem Bewusstsein, das Widerstand Leben heißt, weiterkämpfen.“