Das Zelt in Sêmalka

Zu dem Trauerzelt in Sêmalka an der Grenze zu Südkurdistan kommen jeden Tag weitere Menschen, um die Forderung zur Herausgabe der gefallenen Guerillakämpfer:innen Tolhildan Raman und Serdem Cûdî von der PDK zu unterstützen.

Stirbt jemand aus der Familie, ist es Tradition in Kurdistan, ein großes Trauerzelt vor dem Haus aufzubauen, dort die Trauergäste zu empfangen und gemeinsam Abschied zu nehmen. Normalerweise steht dieses Zelt drei Tage, aber was ist schon normal, wenn Mütter auf die Leichen ihrer getöteten Kinder warten. Sie wissen, dass ihre Kinder als Kämpfer und Kämpferin der HPG (Volksverteidigungskräfte) in einem Hinterhalt von bewaffneten Kräften der PDK in Südkurdistan getötet wurden. Sie wollen ihre Kinder begraben. Ist das eine so unerfüllbare Forderung?

Deshalb steht das Trauerzelt schon seit vielen Tagen auch als Protestzelt in Sêmalka, am Grenzübergang zu Südkurdistan, .

Wir sitzen vor dem Zelt am Feuer, trinken einen Tee mit den Müttern, und die Lastwagen auf der Straße nach Başûr (Südkurdistan) fahren langsam an uns vorbei – einer nach dem anderen. Die Grenze ist offen für den Warenverkehr, aber es kommt kein Fahrzeug aus der anderen Richtung mit den Leichen von Tolhildan Raman und Serdem Cûdî.

Die im Krieg gegen den IS verletzten Freund:innen kommen heute, um ihre Unterstützung und ihre Anteilnahme zu zeigen. Sie rollen und gehen Richtung Grenze, aber die bleibt fest geschlossen für die Protestierenden. Die Mütter geben nicht auf – sie warten, fordern und protestieren weiter!