HPG-Erklärung zum PDK-Angriff auf eine Guerillagruppe

Die HPG haben eine Erklärung zu den sieben Kämpferinnen und Kämpfern abgegeben, die Ende August in einen Hinterhalt der PDK geraten sind. Einer der Guerillakämpfer hat überlebt und konnte den Vorfall schildern.

Von den sieben Guerillakämpfer:innen, die Ende August in Xelîfan nordöstlich von Hewlêr (Erbil) in einem Hinterhalt der in Südkurdistan dominierenden PDK angegriffen wurden, sind fünf ums Leben gekommen. Ein HPG-Mitglied ist offenbar verletzt in Gefangenschaft geraten, ein weiterer Kämpfer hat überlebt und den Vorfall geschildert. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit:

„Es hat sich bestätigt, dass eine aus sieben Personen bestehende Guerillagruppe in der Nacht vom 28. auf den 29. August um ca. 2.30 Uhr auf dem Weg von Qendîl nach Behdînan von Kräften der PDK angegriffen worden ist. Die Gruppe wurde bei der Überquerung des Zap-Flusses ohne vorherige Ansprache oder Warnschüsse direkt von vier Seiten aus mit schweren Waffen unter Beschuss gesetzt. Bei diesem Angriff sind fünf unserer Weggefährt:innen definitiv gefallen. Eines unserer Mitglieder ist vermutlich verletzt gefangen genommen worden. Unser Genosse Haki, der Teil der Guerillagruppe war, hat das Geschehen beobachtet und konnte das Gebiet nach einer Weile unverletzt verlassen. Er konnte sich lebend retten und hat unsere Kräfte erreicht. Durch seine Schilderung sind viele Aspekte des PDK-Angriffs aufgeklärt worden.

Wir haben in einer früheren Mitteilung erklärt, dass wir den Vorfall dem Gerechtigkeitssinn und Gewissen der kurdischen Gesellschaft und internationalen Öffentlichkeit überlassen. Die Situation ist jetzt geklärt und unser Volk soll die Fakten kennen. Der ohne Vorwarnung erfolgte Angriff war eindeutig darauf ausgerichtet, die gesamte Guerillagruppe zu vernichten. Es ist deutlich, dass damit bewaffnete Auseinandersetzungen unter Kurd:innen provoziert werden sollten. Der Angriff hat stattgefunden, obwohl bekannt ist, dass innerkurdische Kämpfe gerade jetzt dem gesamten kurdischen Volk schaden.“

Bei den von der PDK angegriffenen Kämpferinnen und Kämpfern handelt es sich neben dem Überlebenden Haki um:

                                       

Codename: Tolhildan Raman
Vor- und Nachname: Nesrin Temir
Geburtsort: Tirbespî
Namen von Mutter und Vater: Ayşana – Muhammed Şerif

 

Codename: Şoreş Mardin
Vor- und Nachname: Hakim Acar
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Delal – Hüseyin

 

Codename: Axîn Muzirî
Vor- und Nachname: Hacer Atabak
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Havset – Mustafa

 

Codename: Şoreş Colemêrg
Vor- und Nachname: Süleyman Kaçar
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Gülü – Şaban

 

Codename: Brûsk Munzur
Vor- und Nachname: Yücel Kandemir
Geburtsort: Erzîrom
Namen von Mutter und Vater: Muhteber – Enver

 

Codename: Serdem Cûdî
Vor- und Nachname: Yusuf İbrahim
Geburtsort: Dêrik
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Mihemed

Tolhildan Raman ist 1982 in Qamişlo geboren. Sie wuchs in der Kampfatmosphäre der Freiheitsrevolution Kurdistans auf und engagierte sich in der Jugendbewegung. Am 15. Februar 1999, dem Tag der Verschleppung Abdullah Öcalans in die Türkei, traf sie die Entscheidung, sich der PKK anzuschließen. Sie ging in die Berge und absolvierte eine ideologische und militärische Ausbildung als Guerillakämpferin. Auf dieser Grundlage wurden sie Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und erfüllte viele Jahre lang ihre Aufgaben als opferbereite Militante und Kommandantin. Nach HPG-Angaben schlug sie sich selbst etliche Male für eine Fedai-Aktion vor. Nach Aufenthalten in verschiedenen Regionen der Medya-Verteidigungsgebiete ging sie 2014 als Kommandantin nach Botan und schließlich nach Rojava, um ihren Geburtsort gegen den IS zu verteidigen. Von dort aus kehrte sie in die Berge zurück und nahm auf Kommandoebene an zahlreichen Guerillaoffensiven teil.

 

Şoreş Mardin ist 1980 im Dorf Bahwar in Midyad geboren. Aufgrund der Politik des türkischen Staates, Kurd:innen aus Kurdistan zu vertreiben, musste seine Familie nach Adana migrieren. Dort wuchs Şoreş in materiell ärmlichen Verhältnissen auf und musste schon früh zum Lebensunterhalt seiner Familie beitragen. Später zog er noch weiter in den Westen der Türkei und lernte dort die PKK kennen. Er beteiligte sich eine Zeitlang an der Arbeit in den Städten und schloss sich 1997 der Guerilla in Dersim an. Den Guerillakampf erlernte er unter den schwierigen Umständen der damaligen Zeit in der Praxis. Durch die dabei gewonnenen Erfahrungen entwickelte er sich zu einem fähigen Kommandanten. Nach fünf Kampfjahren in Dersim ging er 2002 in die Medya-Verteidigungsgebiete. Dort übernahm er Aufgaben in verschiedenen Regionen. Von 2006 bis 2008 war er in verantwortlicher Position im Zagros. 2009 kehrte er nach Dersim zurück, 2010 und 2011 war er im Guerillakampf am Schwarzen Meer. Während des Rückzugs der Guerilla 2013 kam er erneut in die Medya-Verteidigungsgebiete. Als der IS die Revolution von Rojava niedermetzeln wollte, ging er nach Nordsyrien und nutzte seine großen Erfahrungen für den Kampf gegen die Islamisten. Dabei wurde er schwer verletzt und verlor ein Auge. Auch als Kriegsversehrter verlor er nichts von seiner Entschlossenheit. Er befand sich eine Zeitlang in medizinischer Behandlung und wollte danach in Nordkurdistan weiterkämpfen.

 

Axîn Mizurî ist im Dorf Şapata in Şemzînan auf die Welt gekommen und in einer patriotischen Atmosphäre aufgewachsen. Sie schloss sich der Guerilla an und bildete sich schnell weiter. Als Kämpferin der YJA Star setzte sie sich mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander und wurde in der Kriegskunst ausgebildet. Um ihre Fähigkeiten zu professionalisieren, ging sie an eine der Militärakademien, in denen die Ausbildung in verschiedenen Branchen erfolgt. Nach ihrer eigenen Ausbildung gab sie ihr Wissen an ihre Weggefährt:innen weiter. Sie wurde zu einer fähigen Kommandantin und befand sich auf dem Weg nach Behdînan, um ihre Erkenntnisse über den modernen Guerillakampf in die Praxis umzusetzen.

 

Şoreş Colemêrg ist in Çelê geboren. Seine Familie gehörte dem Stamm der Mamxurî an und er wuchs mit den ursprünglichen gesellschaftlichen Traditionen in einem patriotischen Umfeld auf. Aus diesem Grund war ihm die türkische Staatspolitik des Völkermords und der Assimilation bereits als Kind bewusst. Er wurde in der Jugendbewegung aktiv und schloss sich 2012 der Guerilla an. In den Bergen passte er sich schnell an das Guerillaleben an und bildete sich weiter. 2014 absolvierte er eine professionelle militärische Ausbildung. In den folgenden sieben Jahren kämpfte er erfolgreich in verschiedenen Gebieten.

 

Brûsk Munzur ist 1990 als Sohn einer patriotischen Familie im Dorf Alikulek in Erzîrom-Qereyazî zur Welt gekommen. Er wuchs in einem natürlichen Umfeld mit den unverfälschten Wertmaßstäben der Dorfgemeinschaft auf und entwickelte sich zu einer reifen und bewussten Persönlichkeit. Zwei seiner großen Brüder schlossen sich der Guerilla an: Alîşêr ging 2010 in die Berge und ist 2019 in Tutax gefallen. Mazlum kam bereits 2012 in Çelê ums Leben. Brûsk war lange Zeit in der revolutionären Jugendbewegung aktiv und trat 2014 ebenfalls der Guerilla bei. Er war einer der Helden, die zur Zeit des IS-Angriffs nach Şengal gingen, um das ezidische Volk vor dem Genozid zu retten. Dort nahm er an vorderster Front an vielen Gefechten teil und wurde schwer verletzt. Nach der Erfüllung seiner Aufgabe ging er zur medizinischen Ausbildung an die Gesundheitsakademie Şehîd Mehmet Hayri Durmuş. Aus dem bescheidenen Apocu-Militanten und mutigen Kommandanten wurde Dr. Brûsk, der als Guerillaarzt seine Weggefährt:innen versorgte.

 

Serdem Cûdî ist in Dêrik in Rojava geboren und in einem patriotischen familiären Umfeld aufgewachsen. Zur Zeit der Revolution von Rojava bemühte er sich als junger Mensch, seine historische Verantwortung zu erfüllen. Sein Traum war jedoch das Guerillaleben und er ging in die Berge. Nach seiner Grundausbildung gehörte er zu den Guerillaeinheiten, die Südkurdistan erfolgreich gegen die IS-Invasion in Mexmûr und Kerkûk verteidigten. Danach ging er zurück in die Berge und wurde Mitglied der Hêzên Taybet.

 

Die HPG sprechen den Angehörigen, der Bevölkerung von Şengal, Mexmûr, Kerkûk und Rojava sowie dem patriotischen Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und erklären: „Wir appellieren an unser Volk, sich hinter diese opferbereiten und mutigen Heldinnen und Helden zu stellen. Die Jugend Kurdistans rufen wir auf, sich diesen Kampf zum Vorbild zu nehmen, sich der Guerilla anzuschließen, zur Waffe zu greifen und unseren Kampf für ein freies Leben mit Abdullah Öcalan in einem freien Kurdistan mit dem Sieg zu krönen.“