Besuch aus Ostfriesland bei Mahnwache in Sêmalka

Seit Tagen protestieren Angehörige von Gefallenen am Grenzübergang Sêmalka in Rojava gegen die südkurdische PDK und fordern die Herausgabe der Leichen von Gefallenen des Xelîfan-Massakers. Unter den Protestierenden ist auch ein Aktivist aus Ostfriesland.

Mit einer Mahnwache am Grenzübergang Sêmalka bei Dêrik protestieren Menschen seit Tagen gegen den Umgang der in Hewlêr regierenden PDK mit Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung. Die politische Führung in Südkurdistan weigert sich nach wie vor, die Leichname von Tolhildan Raman und Serdem Cûdî herauszugeben. Die Guerillakommandantin und der Kämpfer stammten aus Rojava und gehörten einer siebenköpfigen HPG/YJA-Star-Einheit an, die in der Nacht vom 28. auf den 29. August in Xelîfan bei Hewlêr in einen Hinterhalt der PDK geriet. Fünf aus der Gruppe kamen ums Leben, ein HPG-Mitglied geriet verletzt in Gefangenschaft. Nur der Kämpfer Hakî Zîlan hat überlebt.

Seit vorletztem Dienstag läuft die Mahnwache am Grenzübergang zwischen West- und Südkurdistan, die vom Rat der Gefallenenfamilien aus der Region Cizîrê initiiert wurde, bereits. Das eigens für die Aktion errichtete Protestzelt wird täglich von etlichen Menschen verschiedener Gruppen und Organisationen besucht. Einer davon ist Beşîr Êzîdî. Der ezidische Aktivist lebt eigentlich im niedersächsischen Ostfriesland und engagiert sich im Exilrat der Ezidinnen und Eziden aus Şengal in Europa (Meclîsa Şengalê a Derveyî Welat, kurz MŞD). Aktuell ist er allerdings auf Heimaturlaub in Rojava. Seine Geburtsstadt Tirbespî liegt knapp 65 Kilometer westlich von Dêrik.

„Ich bin hier, um wie alle anderen Menschen dieser Mahnwache auch gegen den Verrat der PDK zu protestieren“, sagt Beşîr Êzîdî. Das Massaker in Xelîfan bezeichnet er als „große Schande“ und Mord am eigenen Volk. „Kurdinnen und Kurden in allen vier Teilen unserer Heimat und im Exil müssen aufstehen und ein Zeichen setzen gegen die Tötung der Guerillagruppe, die ein Ergebnis der Kollaboration der PDK mit der türkischen Besatzung ist. Das kurdische Volk sehnt sich nach Freiheit und Demokratie. Alles, was wir brauchen, ist die nationale Einheit. Konflikte unter Brüdern und Schwestern darf es nicht geben.“

Zeichen setzen gegen Politik des Hinterhalts

Die Leichname der Xelîfan-Gefallenen müssen umgehend an ihre Familien übergeben werden, fordert Êzîdî. Keine kurdische Partei oder Kraft dürfe an der Seite des türkischen Staates als Feind aller Kurdinnen und Kurden stehen, führt er weiter aus. Sein Appell richtet sich im Besonderen an die Familie Barzanî. Statt sich für die Interessen des Regimes in Ankara einzusetzen und damit der Besatzung Südkurdistans Tür und Tor zu öffnen, sollte sich die PDK gemeinsam mit anderen kurdischen Kräften für die Wahrung der Existenz ihres Volkes bemühen. „Ich rufe die Menschen im Süden auf, ein Zeichen zu setzen gegen die Politik des Hinterhalts. Die Zusammenarbeit zwischen der PDK und dem türkischen Staat muss beendet werden.“