Befreiungskräfte Efrîns: Die Welt schweigt, wir schweigen nicht

Die nach der Besatzung von Efrîn gegründete Widerstandsgruppe HRE erklärt zu einem Angriff auf einen türkischen Stützpunkt in Nordsyrien: „Als Verteidigungskraft unseres Volkes schweigen wir nicht zu den Massakern, wir führen Racheaktionen durch.“

Die Befreiungskräfte Efrîns (Hêzên Rizgariya Efrînê, HRE) haben sich zu einem Angriff auf einen Stützpunkt der türkischen Besatzungstruppen in Nordsyrien geäußert:

„Der türkische Besatzerstaat und seine dschihadistischen IS-Banden führen seit der Besatzung von Efrîn eine auf Völkermord und Massakern basierende Politik gegen unser Volk. Die Besatzungstruppen haben Hunderttausende Menschen vertrieben und greifen die Bevölkerung kontinuierlich an. Täglich werden Menschen ermordet, der Feind greift unsere heiligen Werte an und beleidigt uns. An den in Efrîn und den umliegenden Dörfern lebenden Kurdinnen und Kurden werden Verbrechen gegen die Menschheit begangen. Menschen aus der Region werden verschleppt und es wird mit einem Regime der Angst versucht, die Bevölkerung einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Damit einhergehend werden die Lebensgrundlagen durch das Fällen hundertjähriger Olivenbäume vernichtet. Die Natur wird zerstört, um den Menschen jede Verteidigungsmöglichkeit zu nehmen.

Die Besatzer greifen nicht nur Efrîn an, sondern auch die aus Efrîn vertriebenen Menschen, die aufgrund der Invasion dschihadistischer Banden nach Aleppo und Şehba flüchten mussten. Durch die Artillerie- und Luftangriffe haben Hunderte Menschen ihr Leben verloren. In der letzten Zeit sind die feindlichen Angriffe auf die in der Region lebende Bevölkerung intensiviert worden. Vor allem durch die Luftangriffe sind Dutzende Menschen aus unserem Volk gefallen, darunter auch Kinder und Frauen.

Massaker vor den Augen der Weltöffentlichkeit

Diese Massaker finden vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt, und keine Macht sagt etwas gegen die Besatzungsangriffe. Als Verteidigungskraft unseres Volkes schweigen wir nicht, wir führen Racheaktionen durch. In diesem Rahmen hat am 30. Januar eine umfassende Aktion gegen eine Basis der Besatzungstruppen im Dorf Basilê in Şerawa stattgefunden. Unsere Kräfte sind entschlossen vorgegangen und haben dem Feind einen schweren Schlag versetzt. Dabei wurden zwölf Soldaten der türkischen Besatzungsarmee und acht dschihadistische Söldner getötet, acht Soldaten und 17 Söldner wurden verwundet. Bei der Aktion wurden ein DschK, eine Stellung mit einer schweren Waffe, zwei Überwachungskameras und Unterstände zerstört.

Fünf unserer Weggefährt:innen, die ohne Angst gegen den Feind vorgingen, sind im heldenhaften Kampf gefallen. Angaben zu ihrer Identität werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.“


Hintergrund: Für die Befreiung von Efrîn gegründet

Die HRE haben sich nach der Besatzung von Efrîn durch die Türkei mit dem Ziel gegründet, die Region zu befreien und eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung zu ermöglichen. Durch die Invasion Anfang 2018 sind rund 300.000 Menschen vertrieben worden. Bis zu der türkischen Besatzung war Efrîn die stabilste Region Syriens und galt inmitten eines brutal geführten Bürgerkriegs als sicherer Hafen für unzählige Binnenvertriebene aus anderen Teilen des Landes. Der Angriff auf die ehemals nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltete Region kam zu einem Zeitpunkt, als eine mögliche politische Lösung nach der weitgehenden Zerschlagung der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) wieder vermehrt diskutiert wurde. Bei ihrem Angriffskrieg bediente sich die Türkei der Unterstützung dschihadistischer Milizen, die durch Ankara ausgebildet, ausgerüstet und finanziert worden sind und heute dem Besatzungsregime dienen. Durch die Ansiedlung ihrer Familien wird die demografische Struktur gezielt verändert.

Strafanzeige in Karlsruhe gegen Verbrechen in Efrîn

Kurz vor dem sechsten Jahrestag der türkischen Besetzung von Efrîn hat die Berliner Menschenrechtsorganisation ECCHR (European Center for Constitutional and Human Rights) zusammen mit „Syrians for Truth and Justice“ (STJ) bei der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe Klage gegen die Verantwortlichen des Terrorregimes in Efrîn eingereicht. Anklagegrund: Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Nach dem sogenannten Weltrechtsprinzip können solche Verbrechen auch in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden.