Asayîş entdeckt weitere Tunnelschächte in Hol

Die Asayîş hat weitere Tunnelschächte unter dem Auffang- und Internierungslager Hol gefunden. Sie sollen Söldner der Terrormiliz „Islamischer Staat“ vernetzt und als Verstecke gedient haben.

Die Asayîş hat weitere Tunnelschächte unter dem Auffang- und Internierungslager Hol gefunden. Die unterirdischen Gänge sollen Söldner der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vernetzt und ihnen als Versteck und Waffenlager gedient haben. Ermittelt worden seien die Standorte der Tunnel durch Vernehmungen von IS-Mitgliedern, die bei der laufenden Sicherheitsoperation in dem Camp festgenommen wurden. Sie wurden inzwischen wieder zugeschüttet, hieß es.

Dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“

Bei dem in der Nacht auf den 27. Januar gestarteten Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr 2021 unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner des Lagers, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte aufgenommen worden war. Die Leitung der Operation liegt bei der Asayîş, der Sicherheitsbehörde der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), die als Einrichtung auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes agiert. Beteiligt sind auch die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ), die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und Truppen der internationalen Anti-IS-Koalition.

Erfolgreiche Operation

Die Asayîş bewertet den Einsatz in Camp Hol bislang als erfolgreich. Seit Aufnahme der Operation wurden den Angaben der Behörde zufolge vierzig Mitglieder der Dschihadistenmiliz festgenommen, darunter auch der IS-Verantwortliche für die extremistische Indoktrination von Kindern und Jugendlichen sowie deren Erziehung zum vermeintlichen Dschihad. Außerdem stellten die beteiligten Einheiten zahlreiche Waffen und Munition und weiteres militärisches Equipment sicher. Darüber hinaus gelang es den YPJ, eine 2014 vom IS aus Şengal verschleppte Ezidin aus der Gefangenschaft der Terrororganisation zu befreien.

Internierte IS-Angehörige in Nordostsyrien

Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des sogenannten IS im März 2019 ist die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien mit gut 10.000 inhaftierten IS-Dschihadisten aus dutzenden verschiedenen Staaten – etwa 2.000 von ihnen kommen aus westlichen Ländern – und zehntausenden teilweise hochgradig fanatisierten Familienangehörigen konfrontiert. Allein im Lager Hol nahe Hesekê sind aktuell etwa 50.000 Personen untergebracht. Die meisten stammen aus Syrien und Irak, andere aus Europa, dem Kaukasus, Nordafrika und dem Mittleren und Fernen Osten. Etwa die Hälfte ist minderjährig, viele der Kinder sind unter zwölf Jahre alt und werden in islamistischer Ideologie indoktriniert. Das macht die IS-Nachwuchsschmiede Hol zu einem der gefährlichsten Orte weltweit. 

Meiste Rückführungen in ehemalige Sowjetrepubliken

Dennoch verhallen Appelle der Selbstverwaltung an die Staatengemeinschaft seit Jahren nahezu ungehört, ihre Verantwortung zu schultern und ihre in Nord- und Ostsyrien festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzuholen. Die meisten von ihnen hatten sich auf dem Höhepunkt des Syrien-Krieges dem IS-Kalifat angeschlossen. Bisher waren nur die wenigsten Herkunftsländer bereit, ihre Staatsangehörigen zurückzunehmen. Im internationalen Vergleich sind es Länder in Zentralasien, die Rückführungsbemühungen für IS-Gefangene anführen. Mehr als die Hälfte aller bisherigen Repatriierungen aus dem Gebiet der Selbstverwaltung fanden in ehemalige Sowjetrepubliken statt.