Die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die Angriffe der Türkei zu stoppen. Am Freitag sind vier Angehörige der Sicherheitskräfte (Asayîş) bei einem Drohnenangriff in Qamişlo getötet worden, mindestens eine weitere Person wurde verletzt. Die DAANES weist darauf hin, dass die Bombardierung eines Standorts der Asayîş parallel zu der vor einer Woche eingeleiteten Sicherheitsoperation gegen Strukturen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Auffang- und Internierungslager Hol erfolgte.
„Dieser und die früheren Angriffe dienen der Terrororganisation IS. Das Ziel ist es, die Sicherheitsmaßnahmen in Camp Hol zu verhindern“, hält die DAANES fest. Der türkische Staat sei eine Besatzungsmacht und unterstütze den IS in völliger Offenheit. Die Angriffe seien darauf ausgerichtet, die Sicherheit zu zerstören und IS-Angehörigen zur Flucht zu verhelfen. Zudem leiste das türkische Regime finanzielle Unterstützung für die islamistischen Strukturen in der Region.
Die DAANES sprach den Angehörigen der Todesopfer ihr Beileid aus und wünschte den Verletzten rasche Genesung. „Wir fordern die internationale Öffentlichkeit auf, die feindlichen Aktivitäten des türkischen Staates in unserer Region zu stoppen. Diese Aktivitäten ermöglichen eine Wiederkehr des Terrors“, erklärte die Selbstverwaltung am Freitagabend. Der IS und ähnliche Gruppierungen versuchten die Lebensbedingungen in der Region zu zerstören und Chaos und Konflikte zu schüren.
„Für diesen Angriff machen wir Russland und die Internationale Koalition verantwortlich. Unsere Sicherheitskräfte werden ihre Arbeit fortsetzen“, so die DAANES.
Hintergrund: Kontinuierliche Angriffe auf die Sicherheitskräfte
Die Asayîş ist die Behörde der Selbstverwaltung für innere Sicherheit und agiert als Einrichtung auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes. Bei der Bekämpfung islamistischer Strukturen in der Region wird sie von der internationalen Anti-IS-Koalition, der auch Deutschland und die Türkei angehören, unterstützt. Die von den USA angeführte Koalition leistet auch Unterstützung bei der laufenden Operation in Camp Hol. Die Türkei bombardiert kontinuierlich Checkpoints der Sicherheitskräfte in Nordsyrien. Vergangenen Oktober hat die türkische Luftwaffe eine Ausbildungsakademie der Anti-Drogen-Einheit der Asayîş in Dêrik bombardiert. 29 Angehörige der Behörde wurden getötet und weitere 28 teils schwer verletzt.
Türkischer Drohnenterror in Zahlen
Türkische Drohnenangriffe in Nord- und Ostsyrien finden bereits seit Jahren statt. Laut Recherchen des Rojava Information Center (RIC) hat die Türkei während der letzten großen Luftangriffswelle vom 12. bis 15. Januar 54 Orte in der Autonomieregion mit Killermaschinen attackiert, darüber hinaus erfolgten seit Jahresbeginn mindestens elf weitere Drohnenangriffe. Der letzte tödliche Luftschlag erfolgte vergangene Woche in der Nähe von Qamişlo, bei dem Opfer handelte es sich ebenfalls um ein Mitglied der Asayîş. Drei weitere Angehörige der Behörde wurden verletzt.
198 Drohnenangriffe in 2023
In der RIC-Bilanz für das vergangene Jahr sind 198 Drohnenangriffe aufgeführt. Bei diesen Angriffen wurden 105 Menschen getötet und 123 verletzt, darunter 31 bzw. 63 Zivilpersonen. In letzter Zeit richtet sich der türkische Drohnenterror auch immer häufiger gegen Regimetruppen, die Posten in der Autonomieregion, aber auch in der türkischen Besatzungszone betreiben. Die Regierung in Damaskus äußert sich in der Regel nicht zu diesen Angriffen. Auch Russland und die USA als vermeintliche Garantiemächte für die Einhaltung des 2019 mit dem Erdogan-Regime ausgehandelten Waffenstillstands verhalten sich nicht dazu.
Foto: Rojava Information Center