Anschläge auf HTS-Verantwortliche in Idlib

Während die Türkei Truppen nach Idlib verlegt und weitere Militärposten errichtet, werden Anschläge auf hochrangige Verantwortliche der Terrorgruppe HTS verübt.

Die türkische Armee führt weiterhin Militärtransporte nach Idlib durch und versucht ihre knapp sechzig Stützpunkte in der Region zu stärken. Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) ist in der vergangenen Nacht eine türkische Militärkolonne aus siebzig Fahrzeugen in der Region Idlib eingetroffen, in der Nacht davor fand ein Truppentransport mit dreißig Fahrzeugen statt. Damit sind seit der Unterzeichnung des türkisch-russischen Waffenstillstandsabkommens vom 5. März in Moskau 2750 Militärtransporter der türkischen Armee nach Idlib verlegt worden.

Inzwischen hat die Türkei 58 Militärposten in der Region errichtet. Das 2017 mit Russland geschlossene Astana-Abkommen hatte zwölf Beobachtungsposten der Türkei in Idlib vorgesehen. Nach den im vergangenen Februar begonnenen Kampfhandlungen hat der türkische Staat 46 weitere Militärstationen installiert. Die Präsenz des türkischen Militärs und Geheimdienstes soll jedoch darüber hinaus an vielen weiteren Orten in der Region gegeben sein. SOHR benennt die Anzahl türkischer Soldaten in Idlib mit 10.300. Nach Angaben örtlicher Quellen beträgt die Anzahl über 29.000.

Konflikt zwischen Türkei und HTS

Nachdem der türkische Präsident Tayyip Erdogan dem russischen Staatschef Wladimir Putin mit dem Abkommen von Moskau die Auflösung „radikaler Gruppen“ in Idlib zugesagt hat, eskaliert die Anspannung zwischen dem türkischen Staat und Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in Idlib weiter.

In den letzten Tagen haben Bombenanschläge auf hochrangige Verantwortliche und Kommandanten von HTS stattgefunden. Auch heute wurde ein HTS-Kommandant bei einem Anschlag getötet.

Eine am 13. April geplante russisch-türkische Patrouillenfahrt auf der M4 zwischen Aleppo und Latakia ist von HTS verhindert worden. Der türkische Staat verlegte Polizeikräfte in die Region, HTS positionierte eigene bewaffnete Kräfte dagegen. Am selben Tag ist eine Person, bei der es sich um einen HTS-Verantwortlichen aus Idlib handeln soll, durch die Detonation eines an seinem Fahrzeug angebrachten Sprengsatzes ums Leben gekommen. HTS verschleppte im Gegenzug mehrere protürkische Milizionäre.

Keine der Bestimmungen des Abkommens von Moskau – Einstellung aller militärischen Aktivitäten, Errichtung eines Sicherheitskorridors an der M4 und gemeinsame Patrouillen – ist bisher umgesetzt worden. Erreicht wurde lediglich eine partielle Waffenruhe.