700 Frauen verteidigen Landwirtschaft der Cizîrê-Region

In der Cizîrê-Region im nordöstlichen Syrien sind 700 Frauen aus den autonom organisierten Frauenstrukturen der Gesellschaftlichen Verteidigungskräfte an den Patrouillen zum Schutz vor Brandstiftung beteiligt.

Die gezielte Brandstiftung ist Teil des Krieges der Türkei gegen die Autonomiegebiete in Nord- und Ostsyrien und dient den Besatzungstruppen als Methode der systematischen Vertreibungspolitik und ethnischen Säuberung. Bereits bei der Invasion in Efrîn 2018 wurde das Fundament gelegt, die ökonomischen Grundlagen der Bevölkerung systematisch zu vernichten. Die Taktik zählte usprünglich zu den Methoden der Terrorormiliz „Islamischer Staat” (IS), die von der Türkei eins zu eins übernommen wurde.

2019 bezifferte eine Untersuchungskommission der Selbstverwaltung die Schäden aufgrund der Zerstörung von Anbauflächen durch Brandstiftung auf umgerechnet 33 Millionen Euro. Allein bis zur ersten Jahreshälfte waren bereits 420 Quadratkilometer Felder mit Ernte von der türkischen Armee und ihren islamistischen Verbündeten vernichtet worden. In diesem Jahr wurden bereits mehr als 200 Quadratkilometer Felder durch Brandstiftung in Asche verwandelt. Die Türkei und ihre Milizen setzen alles daran, die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien zu destabilisieren und die Wirtschaft zu schädigen.

Gesellschaftliche Verteidigungskräfte HPC und HPC-Jin

Die Menschen im nordostsyrischen Autonomiegebiet bemühen sich mit allen Mitteln darum, ihre Lebensgrundlage zu schützen. Im Moment bewachen etwa 45.000 Personen Tag und Nacht die Felder. Die Freiwilligen bestehen aus 15.000 Mitgliedern der Gesellschaftlichen Verteidigungskräfte (Hêzên Parastina Civakî, HPC) und deren autonom organisierten Frauenstrukturen HPC-Jin. Sie sind Teil des Projekts der „Demokratischen Nation“ und direkt an die Verteidigungskommissionen der Kommunen angeschlossen. Auch 30.000 Mitglieder der Kräfte der Inneren Sicherheit (Asayîş) beschützen die Anbauflächen Nord- und Ostsyriens.

In der Cizîrê-Region sind 700 Frauen von HPJ-Jin an der Verteidigung der Landwirtschaft beteiligt. Eine von ihnen ist Fatma Mihemed, die mit ihren Freundinnen zwischen Qamişlo und Tirbespiyê (arab. al-Qahtaniyya) patrouilliert. Sie sagt: „Die gezielte Brandstiftung ist nichts anderes als ein Krieg gegen die Ökonomie unserer Regionen. Die wenigsten von uns besitzen eigenes Land, das ist richtig. Aber es ist die Pflicht von uns allen, die Lebensgrundlage unserer gesamten Gesellschaft zu verteidigen.“

Fatma Mihemed

Fatma Mihemed empfindet jedoch durch weggeworfene brennende Zigarettenkippen verursachte Brände mindestens genauso schlimm wie gezielte die gezielte Brandstiftung der Besatzer. „Wir müssen unser Bewusstsein für einen sensiblen und nachhaltigen Umgang mit der Natur stärken, auch für die nächsten Generationen. Denn die Landschaft von Nord- und Ostsyrien ist Teil der kulturellen und geographischen Identität unserer Region.“

Jede Person muss sich in der Verantwortung sehen

Eine der Freundinnen von Mihemed ist Evîn Ibrahim. Wenn sie nicht auf Patrouille mit den Frauen von HPC-Jin ist, sitzt sie als Gemeindeverordnete im Volksrat von El Tenûriyê. Ibrahim findet auch, dass der sorgsame Umgang mit der Natur allen Menschen in Nord- und Ostsyrien ein Anliegen sein muss und gerade der Grenzstreifen eine sehr sensible Zone ist.

Evîn Ibrahim

Mihabad Adnan Omar ergänzt, dass viele Feldbrände in diesem Jahr aufgrund der intensiven Bemühungen der Sicherkräfte und Autonomiebehörden verhindert werden konnten. „Natürlich ist eine Ergreifung der Täter nahezu unmöglich, da der Großteil an landwirtschaftlichen Flächen durch Artilleriebeschuss türkischer Grenzsoldaten oder Islamisten den Flammen zum Opfer fällt. Da aber Sicherheitskräfte und Feuerwehr so positioniert sind, dass sie innerhalb weniger Minuten auch Brandherde in den abgelegensten Wohngebieten erreichen können, konnten viele Feldbrände gelöscht werden, bevor sie sich verbreiteten.“