Seit 2018 befindet sich Efrîn in Rojava unter türkischer Besatzung. Seitdem reißen die Menschenrechtsverletzungen durch die Besatzungstruppen und ihre dschihadistischen Söldnergruppen nicht ab. Nach der Monatsbilanz der Menschenrechtsorganisation „Rêxistina Mafên Mirovan li Efrîn-Sûriye“ haben die türkischen Besatzungstruppen und ihre dschihadistischen Söldnergruppen im Mai mindestens 53 Personen, vier von ihnen Frauen, unter verschiedenen Vorwänden verschleppt. Für die Freilassung der Entführten werden tausende Dollar Lösegeld gefordert. Die Erpressung von Lösegeldern dient einerseits der Erhöhung des Vertreibungsdrucks auf die kurdische Bevölkerung, stellt aber auch ein lukratives Finanzierungsmodell der Söldnergruppen dar. Diese erhalten nur einen Teil ihres Auskommens vom türkischen Staat, haben dafür offensichtlich aber freie Hand, vor allem die kurdische Bevölkerung auszurauben und zu erpressen. Freigelassene Verschleppte berichten von überfüllten Kerkern, in denen unter Anleitung des türkischen Geheimdienstes MIT auf schrecklichste Weise gefoltert wird. Immer wieder kommen Verschleppte bei der Folter ums Leben.
Kind von Söldnern erschossen
Das Schreckensregime der Söldner ist aufs Engste mit dem AKP/MHP-Regime in der Türkei verbunden. So war der Jubel entsprechend groß, als der Wahlsieg des türkischen Diktators Erdogan verkündet wurde. Die Euophorie ging wie vielerorts in der Türkei in Lynchmobs und brutale Gewalt über. Wie die Menschenrechtsorganisation berichtet, wurde am Wahlabend im Mehmudî-Camp bei Efrîn ein Kind durch willkürlich um sich schießende Söldner getötet. 25 weitere Personen wurden verletzt.
Raub und Plünderungen gehen weiter
Zu den Kriegsverbrechen der Besatzer gehört auch die Plünderung und Raub des Besitzes der Zivilbevölkerung. Insbesondere Holz wird geraubt. Der Bilanz zufolge wurden in den Bezirken Mabeta, Raco und im Stadtzentrum mehr als 900 Oliven- und Obstbäume von den Söldnern gefällt. Das Holz dieser Bäume wurde auf den Märkten von Efrîn, Azaz, Idlib und Cerablus verkauft.
Neue Siedlerstädte
Die Vertreibungspolitik durch den türkischen Staat wird von einer massiven Siedlungspolitik begleitet. Der türkische Staat baut in Zusammenarbeit mit Katar, Kuwait und palästinensischen Organisationen Siedlungen in den Dörfern und Bezirken des Kantons Efrîn auf. Mindestens 50 Gebäude für Siedler wurden im Dorf Şadêr im Bezirk Şêrawa errichtet. Auf dem gleichen Gebiet wurden auf 30 Hektar Vorbereitungen für den Bau weiterer Siedlungen für Erdogan-treue islamistische Siedler geschaffen. Am Berg Lelûn im Südosten von Efrîn wurde mit Unterstützung palästinensischer Vereine die Siedlung Emel 2 errichtet.