YBŞ rufen zur Mobilmachung auf

Die heutige Drohnenattacke auf Şengal habe weder Tote noch Verletzte gefordert, teilen die Widerstandseinheiten YBŞ mit und rufen zur Mobilmachung gegen „Angriffe des Feindes des ezidischen Volkes” auf.

Der türkische Drohnenangriff vom Freitag auf das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan hat keine Opfer gefordert. Das teilen die Widerstandseinheiten (YBŞ) mit. Allerdings sorgte die Attacke für Sachschäden an einem Gebäudekomplex.

Um 15:20 Uhr Ortszeit hatte eine unbemannte Killerdrohne des NATO-Staates Türkei die Şengal-Region bombardiert, Ziel war das Dorf Til Ezer. Die Ortschaft befindet sich südlich des Şengal-Gebirges und ist auch unter dem arabischen Namen al-Qahtaniyya bekannt. Die YBŞ erklären zu dem Angriff:  „Wie der Öffentlichkeit allgemein bekannt ist, haben die dem türkischen Staat verbundenen Horden des IS im Jahr 2014 die Region Şengal überrannt. Til Ezer gehörte damals zu jenen Gebieten, die sich diesen Angriffen widersetzten. Dutzende Menschen aus der Bevölkerung verloren in diesem Kampf ihr Leben oder wurden verwundet. Dennoch ließ sich der Widerstand nicht brechen.

Hier setzt der türkische Staat an und setzt das fort, was den IS-Barbaren nicht gelungen ist. Er will die Errungenschaften unseres Volkes vernichten und durch ständige Angriffe aus der Luft den Widerstandsgeist von Şengal zerlegen. In einer Zeit, in der unsere rückkehrwilligen Vertriebenen noch immer gezwungen sind, unter prekären Umständen in Zelten zu leben, machen die Angriffe des türkischen Staates und seiner Kollaborateure, der Demokratischen Partei Kurdistans [PDK], ihre Absicht deutlich.

Unser Volk, an dem wiederholt Genozide verübt wurden und das seine Heimat trotzdem niemals aufgegeben hat, ist das direkte Ziel dieser Angriffe. Die Feinde der Ezidinnen und Eziden setzen uns sowohl einem Krieg als auch einem Völkermord aus. Das ezidische Volk, das sich gegen die totale Vernichtung durch den IS gewehrt und nicht zugelassen hat, dass Şengal an die mordende Terrorhorde fällt, führt nun einen Kampf gegen den türkischen Besatzerstaat und seinen Kollaborateur, die PDK.

Aus diesem Anlass appellieren wir an unser Volk, auf die Angriffe des Feindes zu reagieren. Lassen wir nicht zu, dass die Besatzer unsere Heimat beherrschen. Das ezidische Volk muss sich der Aggression geschlossen entgegenstellen und diese bösartige Politik zum Scheitern bringen.“

Staatlicher Drohnenterror gegen Genozid-Überlebende

Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen auf Şengal. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Repräsentant:innen und Einrichtungen des  Demokratischen Autonomierats von Şengal (MXDŞ) und der Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ, bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals Überlebende des IS-Genozids von 2014. Vor knapp zwei Wochen war in Xanesor ein Fahrzeug der Widerstandseinheiten Şengals von einer türkischen Killerdrohne attackiert worden. Menschen kamen wie durch ein Wunder nicht zu Schaden.

Selbst Krankenhäuser werden bombardiert

Im Juni kamen jedoch zwei Zivilisten bei einem türkischen Drohnenangriff auf Şengal ums Leben, darunter auch ein Zwölfjähriger. Im Februar starben drei zivile arabische Arbeiter in mehrstündigen Bombenangriffen auf 22 Ziele. Im Dezember 2021 wurde mit Merwan Bedel, dem Ko-Vorsitzenden der Exekutivkommission des MXDŞ, eine langjährige Kernpersönlichkeit der Autonomieverwaltung bei einem türkischen Drohnenangriff ermordet. Unter den acht Todesopfern eines Luftschlags auf ein Krankenhaus in Sikêniyê im August 2021 befanden sich auch eine Ärztin und Pflegepersonal.